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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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VI. ABSCHNITT.
Mikrobiotische Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltraktes.

Kapitel XXIV.
Tuberkulose der weiblichen Geschlechtsorgane und des Bauchfells.
Von Alfons v. Rosthorn.

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Pathologische Anatomie: V. Vagina, Vulva


Die Tuberkulose der Scheide findet sich zumeist kombiniert mit Tuberkulose anderer Organe, und zwar erkrankt sie selten auf hämatogenem Wege (miliare Form; Davidsohn, Eppinger, siehe Fig. 307), viel häufiger bei der deszendierenden Tuberkulose infolge von Infektion durch das abfließende Sekret. Auch infolge des Durchbruches tuberkulöser Geschwüre vom Darme aus, indem sich Fisteln etablieren, welche in die Scheide münden, kann letztere erkranken.

Im Kindesalter scheint die Tuberkulose der Scheide häufiger vorzukommen (50 Proz. der beschriebenen Fälle aus der neueren Zeit fanden sich bei Kindern im Alter von 7 Monaten bis zu 2 Jahren). Es zeigt sich zunächst ein eiteriger Ausfluß und bald läßt sich eine eigentümliche Geschwürsbildung wahrnehmen, welche bereits Verdacht erwecken muß. Auch als Folgekrankheit von Masern wurde Scheidentuberkulose beobachtet. Fast in allen diesen Fällen handelte es sich um Kontaktinfektion und Uebertragung von Sekreten und Exkreten tuberkulöser Mütter (Maas, Demme). Nicht selten verbindet sich damit auch eine tuberkulöse Veränderung an der Vulva, welche als Impftuberkulose aufgefaßt wurde (Küttner, Schenk, Karajan, Brüning).

Die Tuberkulose der Scheide zeigt große Analogie mit jener der Haut. Namentlich treten kleinzellige Infiltrate in der Umgebung der Gefäße auf, welche später konfluieren und regelmäßig zerfallen (Emanuel, Stolper). Die Form der Geschwüre ist unregelmäßig, der Rand derselben induriert; sie sondern ein gelbes Serum ab, bluten im allgemeinen nicht leicht, sind mehr oder minder schmerzhaft und ihr Sitz ist variabel (Voigt). Verwechslung mit Syphilis und Carcinom war bei älteren Individuen recht häufig (Breisky, Thompson, Zweigbaum). In den 7 Fällen von Oppenheim waren 3mal auch die Tuben affiziert, indes der Uterus frei war; Bauchfelltuberkulose war jedoch immer vorhanden. Nur in dem Falle Bierfreunds darf an eine isolierte Erkrankung gedacht werden (Martin); in sämtlichen Fällen Springers war die Tuberkulose fortgeleitet entstanden.


Fig.307. Tuberkulose der Vagina und des Uterus (sehr seltene, hämatogene Form). 15-jähriges, hereditär belastetes Individuum. Amenorrhöe. Tod an universeller Miliartuberkulose, Meningitis; Tuberkel der Chorioidea. Tuberkulöse Geschwüre im Darm, in der Harnblase und der Scheide. Ausgangspunkt: Tuberkulose der bronchialen und mediastinalen Lymphdrüsen. Die Gebärmutter mäßig groß, die Cervixschleimhaut blaß, die Körperschleimhaut bis zum inneren Muttermund geschwollen, von kleinen, glänzenden Knötchen durchsetzt. Die Scheide verdickt, quergerunzelt dunkelviolett gefärbt, von zahllosen , winzigen und auch größeren Geschwüren durchsetzt. Eileiter und Eierstöcke makroskopisch normal und frei. In den von Prof. Eppinger selbst angefertigten histologischen Präparaten typische embolische Gefäßtuberkel mit positivem Bacillenhefunde.

Tuberkulose der Vagina kombiniert sich häufig mit Tuberkulose der Vulva, doch gibt es auch Fälle, bei denen die tuberkulöse Affektion auf letztere allein beschränkt bleibt. Bis 1885 konnte Späth nur einen solchen Fall nachweisen. Es liegen jedoch aus der späteren Zeit Untersuchungen vor (v. Winckel, Zweifel, Viatte, Haeberlein u. a.), welche die Vorstellung aufkommen ließen, daß echter Lupus sich auch an den äußeren Genitalien lokalisieren könne, daß in einzelnen seltenen Fällen tuberkulöse Affektionen der Vulva lupösen Charakter anzunehmen imstande seien. Die neuesten Beobachter kommen darin überein, daß bei diesen Fällen regelmäßig eine Kombination von geschwürigen Prozessen und polypenartigen Wucherungen stattfindet (Ulceration + Gewebshypertrophie). Einerseits greift der Prozeß zerstörend weiter und breitet sich längs der Labien und des Dammes bis gegen den Mastdarm hin aus, wobei sich auch sinuöse Buchten und fistulöse Gänge entwickeln; andererseits finden sich in der Umgebung der zerstörten Partien Gewebsmassen, welche manchmal polypenartigen Charakter annehmen und einer weichen, sulzig hypertrophierten Schleimhaut gleichen können. Die Geschwüre zeichnen sich durch gezackte, seitlich teilweise unterminierte Ränder, hochroten, leicht blutenden Grund aus und sind häufig von einer Detritusmasse bedeckt. Immer hat der Prozeß das Bestreben, von den äußeren Hautpartien auf die Schleimhaut überzugreifen und so am Scheideneingange und der Mastdarmschleimhaut weiterzukriechen. Mehrfach wurde die Aehnlichkeit mit dem Lupus tumidus oder hypertrophicus hervorgehoben. Schwellungen der Inguinaldrüsen fehlen zumeist; wenn solche vorhanden sind, sind sie geringfügiger Art.

Neuere histologische Untersuchungen, besonders der Dermatologen (Jadasohn, Fr. Koch, Jesionek u. a.) haben jedoch ergeben, daß gerade diese besonders bei Prostituierten vorkommenden Formen nichts mit Lupus gemein haben, sondern daß man eine von der tuberkulösen Infektion unabhängige Eigenart des Ulcus vulvae chronicum s. elephantiasticum unterscheiden müsse. In diese Kategorie fällt wohl auch eine große Zahl von Fällen, die man früher unter dem Sammelnamen Esthiomene (Huguier) zu vereinigen pflegte, die recht gut beschrieben, aber einer histologischen Untersuchung nicht unterzogen wurden. So hielt, ohne daß das Gegenteil bewiesen werden könnte, Hutchinson die Fälle Duncans für Lues.

So sichergestellt das Vorkommen der verschiedenen Formen von Hauttuberkulose an den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen erscheint (Riehl, Chiari, Demme, Zweigbaum, Rieck, R. Freund u. a.), so zweifelhaft sprechen sich die maßgebenden Autoren über das Vorkommen von echtem Lupus vulvae aus (Jadasohn, Besnier, Lewin, die Schule Hebras, Rille, Jesionek u. a.). Nur der Fall Benders wird anerkannt.

Der Nachweis von Tuberkelbacillen, welcher übrigens beim echten Lupus oft große Schwierigkeiten bereitet, beweist nur. daß die betreffende Affektion tuberkulösen Ursprunges sei. Der lupöse Charakter muß sich aus der Struktur, aus dem Vorhandensein typischer Lupusknötchen erweisen.

In dem Falle Rieck (Martin) fanden sich neben Tuberkelbacillen auch Gonokokken. Nach vielen negativen Untersuchungsergebnissen fand sich schließlich ein Deckglaspräparat, welches massenhaft Bacillen aufwies und auf diese Weise die Feststellung einer frischen Tuberkeleruption ermöglichte.

Es scheint nach unseren derzeitigen Kenntnissen nach akuter tuberkulöser Infektion der Vulva zu Gewebsveränderungen kommen zu können, welche als spezifische nicht mehr hinzustellen sind. Es entwickeln sich torpide Formen (Ulcus rodens vulvae), deren Aetiologie oft selbst bei sorgsamer histologischer Durchforschung nicht eruierbar ist (Rieck, R. Freund). Auch Fälle von Tuberkulose der Vulva kommen vor, bei welchen die Geschwürsbildung vollkommen fehlt (v. Winckel, Pöverlein).

Es kann sich überdies Lues mit Tuberkulose kombinieren, wie dies bei Prostituierten wiederholt beobachtet wurde. Dadurch wird die Differentialdiagnose noch schwieriger.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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