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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

VI. ABSCHNITT.
Mikrobiotische Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltraktes.

Kapitel XXIV.
Tuberkulose der weiblichen Geschlechtsorgane und des Bauchfells.
Von Alfons v. Rosthorn.

Seite: 16/16Zurück (Behandlung)[ Allgemeines | Disposition | Latenz | Mikroskopie | Formen | Häufigkeit | Experimentelles | Tube | Uterus | Ovar | Cervix | Vagina/Vulva | Peritoneum | Diagnose | Behandlung | Sonstiges ]


Sonstiges.


Einfluß von Schwangerschaft, Gehurt und Wochenbett auf eine bereits im Organismus vorhandene Tuberkulose. Tuberkulose der Placenta.

Ueber die Beeinflussung tuberkulöser Prozesse im Organismus, besonders der Lungentuberkulose durch Eintritt von Schwangerschaft und durch das Geburtsgeschäft liegt eine recht stattliche Literatur vor. Man hat auch hier einen einseitigen Standpunkt eingenommen, indem die Mehrzahl der Autoren seit Grisolle die Regelmäßigkeit des nachteiligen Einflusses hervorzuheben geneigt war, so daß von einigen extremen Vertretern dieser Ansicht die absolute Indikation zur Unterbrechung der Schwangerschaft als das einzig richtige Vorgehen proklamiert wurde (Maragliano). Auch hier ist in dem Sinne Wandel geschaffen worden, daß man nunmehr die einzelnen Fälle in prognostischer Hinsicht zu kategorisieren sich bestrebt, und vor einer wahllosen Indikationsstellung zu warnen begonnen hat. Jedenfalls ist zurzeit der Grundsatz durchgedrungen, daß diese nachteilige Beeinflussung auf Grund einer längere Zeit fortgesetzten sorgfältigen Beobachtung tatsächlich erwiesen sein muß, bevor das Recht zu einer Schwangerschaftsunterbrechung zuerkannt werden kann. Eine kritische Behandlung des Gegenstandes beginnt sich in letzter Zeit auch in der geburtshilflichen Literatur mehr und mehr Bahn zu brechen.

Der Ausbruch von akutester Lungentuberkulose mit letalem Ausgange im oder gleich im Anschlüsse an das Wochenbett gehört zu den bekanntesten Erscheinungen. Vielleicht muß diese galoppierende Schwindsucht auf den Gebärakt, bei welchem tiefe Inspirationen ausgelöst werden, und damit auf eine Art von Aspirationstuberkulose (von schon bestehenden, älteren, nicht erkannten Kavernen aus) zurückgeführt werden, wobei Blutbeschaffenheit und Blutdruckverhältnisse, sowie die Herabsetzung der Widerstandskraft bei der Wöchnerin eine Rolle spielen dürften. Ob es hier zu allgemeiner Tuberkulisation kommen kann, und ob der Ausgangspunkt in der Gebärmutter, speziell in der Placentarstelle zu suchen sei, erscheint fraglich. Viele nehmen dies an (Rokitansky, Breus, Geil, Schutt, Vassmer u. a.). Es ist aber ebensogut denkbar, daß die Entwickelung von Tuberkeln an letzterem Orte als Teilerscheinung aufgefaßt werden muß.


Fig.310. Tuberkulose der Placentarstelle. Uterus, 6 Wochen nach der Geburt einer ausgetragenen Frucht - von vorn aufgeschnitten - zeigt die Placentarstelle an der hinteren Wand, in Form einer polsterartigen Verdickung von oberflächlich nekrotischen Massen. Auf dem Durchschnitte derselben finden sich massenhaft thrombosierte Gefäße und einige wenige mikroskopische Herde tuberkulöser Natur. Tod des 23-jährigen Individuums an akuter Miliartuberkulose (Lungen, Milz, Leber, Nieren, Bauchfell), nachdem schon vor der Schwangerschaft Anzeichen einer Lungenspitzenaffektion tuberkulöser Natur bestanden hatten. Infektion der Placentarstelle als Teilerscheinung der allgemeinen Tuberkulisation.

Hochgradige tuberkulöse Veränderung in der oberflächlichen Zone der Placentarstelle und in der Decidua vera ist neuerdings beschrieben worden (Schrumpf, Kamann, Kürbitz).

Daß sich die tuberkulöse Infektion auch im Placentargewebe etablieren kann, wissen wir bereits auf Grund einiger verläßlicher Angaben (Schmorl, Kockel). Doch sind solche Herde ebenso selten als spärlich. Immerhin sind sie von größtem Interesse; wir folgen der Beschreibung Lehmanns.

Die Placenta zeigte makroskopisch normales Aussehen; auf der maternen Fläche, aber auch im Gewebe derselben fanden sich vereinzelte, graue, durchscheinende, runde Knötchen von Hirsekorngröße, welche sich scharf abhoben. Mikroskopisch zeigten diese Herde die charakteristischen Veränderungen (zentrale Nekrose, LANGHANSsche Riesenzellen) und es ließen sich Tuberkelbacillen nachweisen. Während diese typischen Tuberkel an der Oberfläche und innerhalb der Chorionzotten saßen, fanden sich auch Rundzellentuberkel in der Decidua.

Unsere eigenen zahlreichen Untersuchungen des Placentargewebes, welches von Wöchnerinnen stammte, die an Lungenphthise gestorben waren, oder an schweren tuberkulösen Lungenaffektionen während der Schwangerschaft gelitten hatten, fielen alle negativ aus. Wenn sich nicht schon makroskopische Veränderungen bei der Besichtigung der Nachgeburt selbst zeigen, so ist die Aussicht, ein positives Resultat zu erhalten, außerordentlich gering. Auch Schmorl hebt hervor, daß bei derartigen Präparaten erst die Durchsicht von Hunderten von Serienschnitten ab und zu einen mikroskopischen Herd entdecken läßt.

Die Frage nach der Möglichkeit des Ueberganges von Tuberkelbacillen von Mutter auf Kind durch die Placenta gilt heute als im positiven Sinne beantwortet. Für Tiere, besonders Kälber, schon lange nachgewiesen (Johne, Csokor u. a., siehe auch den Abschnitt über Ergebnisse der Experimente), ist die intrauterine placentare Infektion für den Menschen erst durch die Befunde von Birch-Hirschfeld und Schmorl (1891) sichergestellt. Es wurden aber Tuberkelbacillen oder deren Produkte auch im menschlichen Foetus von Merkel, Demme, Stoeckel und Sarwey gefunden, wodurch die BAUMGARTENsche Lehre von der kongenitalen Tuberkulose weitere Stützen erhalten hat. Daß jedoch der Foetus durch die starke Filtrationskraft des NITABUCHschen Streifens und den Gefäßverschluß trotz hochgradiger Tuberkulose an der Placentarstelle gut geschützt wird, beweist die Beobachtung von Kürbitz.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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