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Lehrbuch der GynäkologieOtto Küstner, 4.Auflage 1910 | |
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VI. ABSCHNITT. Mikrobiotische Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltraktes.Kapitel XXIV. Tuberkulose der weiblichen Geschlechtsorgane und des Bauchfells. Von Alfons v. Rosthorn.
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Disposition zur Genitaltuberkulose
Die Lehre von der allgemeinen Disposition ist lange Zeit und intensiv Gegenstand der Erörterungen gewesen, besonders der Begriff der Erblichkeit war verschieden definiert worden, einerseits als Vererbung der Körperanlage, andererseits als Vererbung der Krankheitskeime selbst (Konzeptionsinfektion, Placentarinfektion). Nach Bollinger wird bei der Akquisition der Tuberkulose unterschieden:
1) eine Infektion ohne Disposition (Impftuberkulose),
2) eine Infektion mit erworbener Disposition (lokale und allgemeine Schwächung),
3) ererbte Disposition (Habitus phthisicus).
In neuester Zeit wird die Bedeutung erblicher Faktoren vollständig geleugnet, nur lokale Disposition zugegeben und angenommen, daß die Einfuhr der Infektionserreger hauptsächlich durch die Nahrung (Milch) im Säuglingsalter zustande komme (v. Behring). Diese Anschauung, welche schon früher des öfteren geäußert wurde, widerspricht jedoch den allgemeinen Erfahrungen der Kliniker und der pathologischen Anatomen, indem die früher mit 25 Proz. bezifferte Frequenz der primären Darmtuberkulose im Kindesalter neuerdings noch eine Reduktion auf 10-15 Proz. erfahren hat (Ribbert).
Das spezifische Gift kann überall dort eindringen, wo eine Verbindung mit der Außenwelt besteht, sei es, daß diese eine natürliche oder eine durch Verletzung entstandene ist. Die Eingangspforten sind außer der Haut, dem Respirationstrakte (Inhalationstuberkulose), dem Digestionstrakte (Fütterungstuberkulose) noch der Urogenitalapparat sowohl beim Manne als bei der Frau, wobei hervorgehoben werden muß, daß die lokale Affektion nicht immer an der Eintrittsstelle zu entstehen braucht, indem gewisse Schleimhautstrecken von den Erregern passiert werden können, ohne einer Infektion zu verfallen. Die häufigste Ablagerüngsstätte der Bacillen sind nach den Erfahrungen der pathologischen Anatomen die peribronchialen Lymphdrüsen, sehr häufig auch die Tonsillen. In diesen Herden kann die tuberkulöse Affektion lange Zeit in einem Stadium der Latenz verharren, bis auf einen äußeren Anstoß hin der Transport auf dem Wege der Blut- oder Lymphbahn nach einem anderen wenig widerstandsfähigen Organsysteme erfolgt und hier nun Lokaltuberkulose in Erscheinung tritt.
Durch die anatomischen Untersuchungen der neueren Zeit ist die Bedeutung der regionären Drüsentuberkulose sehr in den Vordergrund gerückt, und es wurden damit gewisse Anhaltspunkte für die Erkenntnis der Eintrittspforten gewonnen. Die nunmehr feststehende Tatsache, daß die peribronchialen Lymphdrüsen den weitaus häufigsten und oft alleinigen Sitz der tuberkulösen Affektion (90 Proz.) darstellen, kann nicht mehr ignoriert werden. Es scheint hierbei besonders betont werden zu müssen, daß nicht das Gleiche von den Drüsen im hinteren Mediastinum behauptet werden kann, bei deren Erkrankung eher an einen aszendierenden Prozeß von den mesenterialen und retroperitonealen Drüsen aus gedacht werden muß. Sorgfältiges Suchen hat weiter gezeigt, daß in diesen Fällen die zugehörigen Lungen viel häufiger tuberkulöse Veränderungen zeigen, als man dies bislang anzunehmen geneigt war (Ribbert). Damit erscheinen weitere Beweise für die Richtigkeit der alten Annahme gegeben zu sein, daß die Invasion auf dem Wege der Atmungswerkzeuge als die häufigste und gewöhnlichste zu gelten hat.
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6. 10. 1810 An der neu gegründeten Berliner Universität immatrikulieren sich die ersten Studenten. C.W. Hufeland wird Dekan der Medizinischen Fakultät. |
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