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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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III. ABSCHNITT.
Die Krankheiten des Uterus.

Kapitel XII.
Endometritis, Metritis, Metropathia chronica, eigentümliche Formen und Folgezustände.
Von Otto Küstner.

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Konzentrische Hypertrophie


Eine andere Form gleichmäßiger Vergrößerung des Uterus kommt durch Vermehrung und Vergrößerung der Muskelelemente zustande. Man muß diese Form besser konzentrische Hypertrophie nennen.

Mangelhafte Involution nach rechtzeitigen und Abortpuerperien spielen für diese Affektion eine ätiologische Rolle.

Am häufigsten aber finden wir konzentrische Hypertrophie bei entzündlichen oder neoplasmatischen Erkrankungen des Endometrium oder der demselben nächstliegenden Muskelschicht. Die konsekutive stärkere Sekretion der Schleimhaut stellt an das Corpus uteri und seine Muskulatur stärkere Anforderungen, der Uterus hypertrophiert nach demselben Gesetz, nach welchem es der Herzmuskel bei Plethora im Kreislaufsystem tut. In demselben Sinne wirken auf die Uterusmuskulatur polypöse, das Uteruscavum einnehmende Tumoren, Myome, Schleimhautpolypen, adenomatöse Hypertrophie der gesamten Schleimhaut. Ebenso ist die enorme Hypertrophie der Uterusmuskulatur, welcher wir in dem Mantel aller intramuralen Myome begegnen, aufzufassen, d.h. als Leistungshypertrophie, als Arbeitshypertrophie.

Pur alle diese Zustände paßt das, wie gesagt, etwas verwaschene Symptombild, welches für die "chronische Metritis" entworfen worden ist: Kreuzschmerzen, Schmerzen im Unterleibe, Gefühl von Schwere und Druck im Becken, Ausfluß aus der Scheide, Menorrhagien. Dieses Symptombild charakterisiert also keinen bestimmten anatomischen Begriff. Es charakterisiert ein Frauenleiden nicht schärfer, als das Symptom Blindheit ein Augenleiden.

Verstehen wir unter "chronischer Metritis" diejenige Form der gleichmäßigen Vergrößerung des Uterus oder des Corpus allein, welche durch vorzugsweise stärkere Entwickelung des Bindegewebes bedingt ist, so sind das diejenigen Affektionen, welche sich ätiologisch mit den vom Endometrium ausgehenden Entzündungen decken. Sie sind die Dauerzustände des Myometriums nach akuten Entzündungen von Endometrium und Myometrium, also besonders von gonorrhoischen und pyogenen Infektionen.

Auch bei der von vornherein chronischen Form der Endometritis findet man oft eine entzündliche Infiltration der submukösen Muskelschicht des Uterus, wie man wohl überhaupt kaum verkennen kann, daß die meisten Fälle von SCANZONIs chronischer Metritis von uns heutzutage chronische Endometritis genannt werden würden.

Neuere Untersuchungen von TEILHABER und REINICKE scheinen den alten Begriff der SCANZONIschen Metritis chronica zu rehabilitieren. Sie untersuchten Uteri mit Waudverdickung, Lumenvergrößerung und Gewichtsvermehrung von der Norm, von 60-70 g, bis zu 250 g, für welche nicht die oben genannten ätiologischen Faktoren in Anspruch genommen werden konnten. Das Mikroskop wies nur Veränderungen im Myometrium, und zwar ein beträchtliches Ueberwiegen des bindegewebigen Kontingents über das muskuläre auf. TEILHABER hat festgestellt, daß beim Kinde der Uterus auf 2/3, Bindegewebe nur 1/3 Muskulatur, bei der geschlechtsreifen Frau 1/3 Bindegewebe auf 2/3 Muskulatur besitzt, wogegen bei der Greisin wieder das gleiche Verhältnis wie beim Kinde auftritt. Nach jedem Wochenbett baut der Uterus relativ viel von seiner Muskulatur, weniger vom Bindegewebe ab, bleibt im ganzen aber größer als vorher. Wird nun der Muskelabbau durch irgend etwas beschleunigt, so bildet sich schon im geschlechtsreifen Alter ein Mißverhältnis zugunsten des Ueberwiegens des bindegewebigen Kontingents heraus. Das ist die chronische Metritis. REINICKE konstatierte noch außerdem arteriosklerotische Gefäßveränderung, wie sie dem nahenden Alter zukommt. Prädilektionsalter: die präklimakterische Zeit. Veranlassende Momente: örtliche Entzündungen, häufige Wochenbetten, konsumierende Krankheiten, Exzesse in Venere. Symptome: Blutungen und die oben beschriebenen Erscheinungen.

Auch PANKOV konnte bei seinen kürzlich veröffentlichten Untersuchungen in denjenigen Uteri, welche als Repräsentanten der Metritis chronica zu gelten hatten, das Ueberwiegen des Bindegewebes häufig konstatieren. Dagegen vermißte er nennenswerte Gefäß Veränderungen, fand keine echte Arteriosklerose außer dann, wenn sie dem Alter der Kranken entsprach. Ebenso vermißte er ein Ueberwiegen von elastischem Gewebe. PANKOW gibt zu bedenken, ob in denjenigen Fällen, welche wir als idiopathische Metritis chronica zu bezeichnen die Neigung haben, das vorwiegende Symptom, die Uterusblutungen, nicht gelegentlich auf eine chronische Stauung, oder auf eine Störung der Tätigkeit der Ovarien, oder vielleicht auch auf eine Störung des physiologischen Gleichgewichts der Absonderungstätigkeit verschiedener innersekretorischer Drüsen zu beziehen ist. Er will den Ausdruck Metritis chronica gänzlich fallen lassen und dafür den von ASCHOFF vorgeschlagenen Namen Metropathia chronica substituieren, noch besser vielleicht den Namen Metropathia chronica haemorrhagica wählen.

Die Differentialdiagnose zwischen den verschiedenen Erkrankungen, welche eine gleichmäßige Vergrößerung des Uterus bedingen, ob es chronisches Oedem oder konzentrische Hypertrophie oder Bindegewebsentwickelung sei, ist nicht immer leicht, immerhin aber möglich. Stärkerer Fluor, Meno- und Metrorrhagie sprechen zugunsten eines endometritischen oder eines neoplasmatischen Prozesses im Uterus. Für mangelhafte Involution nach Puerperien, besonders Abortpuerperien, liefert die Anamnese Anhaltspunkte, ebenso für diejenigen chronisch entzündlichen Prozesse, welche die Ueberbleibsel von akuten Infektionen des Uterusgewebes sind. Eine Vergrößerung, welche eine Lageveränderung begleitet, ist zunächst als hartes Oedem aufzufassen.

In diesem Falle deckt sich ihre Behandlung mit der orthopädischen Behandlung dieser; die Hypertrophien infolge gesteigerter Leistung bei Katarrh und intrauterinen Tumoren werden ebenfalls durch die Behandlung der verursachenden Affektionen beseitigt.

Einer besonderen Behandlung bedürfen nur die Zustände dauernd gewordener menstrueller Kongestion, mangelhafter Involution und die chronisch gewordenen Zustände akuter Entzündungen. Hier passen resorbierende Kuren; von ausgezeichnetem Erfolge sind Sool-und Moorbadekuren. Erstere sind bei Anämischen zu vermeiden. Sie sind in derselben Weise zu leiten, wie bei chronischer Parametritis, Perimetritis, Salpingo-oophoritis. Vgl. darüber die entsprechenden Kapitel. Von nicht unerheblichem Nutzen sind zeitweise vorzunehmende Blutentziehungen am Uterus, an der Portio vaginalis. Die wirksamste Methode, wenn auch vielleicht die umständlichste, besteht in der Applikation von Blutegeln an die Portio vaginalis. Nachdem man die Portio in ein MAYERsches Spekulum eingestellt, rein gewischt und den äußeren Muttermund durch einen kleinen Wattepfropf verschlossen hat, bringt man in das Spekulum 2-3 Tiere und schließt dieses vorn an der Oeffnung ebenfalls mit einem festen Wattepfropf. Schließlich beißen sie doch an. Einfacher und bequemer ist es, die Portio mit einer spitzen, langen Lanzette zu sticheln oder tief zu iuzidieren; 5-10 Schnitte oder Stiche genügen meist, um einige Eßlöffel Blut abzuzapfen. Diese kleine Operation ist nötigenfalls in Pausen von mehreren Tagen zu wiederholen.

Das radikale Mittel besteht in der Exstirpation des Uterus, welche am einfachsten von der Vagina aus vorzunehmen ist. (Ueber Technik vgl. Kap. XIV.)




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
24. 4. 1899
Der Deutsche Bundesrat beschließt, Frauen zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zuzulassen. Das nötige Studium konnten sie jedoch erst vom Wintersemester 1908/09 an preußischen Universitäten ableisten, da sie erst zu diesem Zeitpunkt voll eingeschriebenes Mitglid werden konnten, so daß sie bis zu diesem Zeitpunkt im Ausland studieren mußten.

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