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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XIX.
Erkrankungen des parametrischen Gewebes.
Von Bernhard Kroenig.

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Aetiologie der Entzündung der Parametrien.


So nahe es lag, die zu schildernden bedeutenden Differenzen im Verlaufe auf eine Differenz des infizierenden Virus, der infizierenden Spaltpilze zurückzuführen, so haben doch der Hinblick auf analoge Erkrankungen an anderen Gebieten des Körpers, wie besonders die Untersuchungen von Bumm, v. Rosthorn u. a. ergeben, daß es sich in allen Fällen um Infektion, und zwar mit den eitererregenden Spaltpilzen, dem Staphylococcus pyogenes aureus selten, in überwiegender Häufigkeit dem Streptococcus pyogenes handelt.

Die außerordentlichen Verschiedenheiten des anatomischen wie des klinischen Bildes werden durch die Verschiedenheit der Menge und der Virulenz der Entzündungserreger, durch die Verschiedenheit der Eingangspforte und die Verschiedenheit der geweblichen Verhältnisse der einzelnen Regionen des Parametriums verursacht.

Als Eingangspforte dienen die Oberflächen der in das Parametrium eingebetteten Organe, also der Genitaltraktus, das Rectum, gelegentlich die Blase, und zwar im verwundeten oder, was wenigstens für den Uterus gleichbedeutend ist, im puerperalen oder jedenfalls irgendwie geschädigten Zustande. So kann z. B. die Rectumschleimhaut, wenn sie durch anhaltende Koprostase geschädigt ist, d.h. kleinste Schleimhautwunden erfahren hat, die Eingangspforte der Mikroben des Darmkanals bilden. Durch die unverletzte, ungeschädigte Rectum- wie Darmschleimhaut überhaupt wandern Mikroben nicht, wie durch M. Neisser, Opitz u. a. erwiesen ist.

Die Möglichkeit, daß gelegentlich in das Parametrium auf dem Wege der Blutbahn ein Mikrobenimport von einem anderswo gelegenen Depot aus stattfinden kann, wenn es durch irgendwelchen Einfluß eine Schädigung erfahren hat (stumpfe Gewalt, Puerperium etc.), legt u. a. v. Rosthorn nahe.

Die überwiegend häufigste Gelegenheitsursache zur Entstehung von Wunden im Bereiche des Genitaltraktus und zu ihrer Infektion wird durch den Geburtsakt repräsentiert; Cervixrisse, Scheidendammrisse stellen dann die Eingangspforte dar. Doch bedarf es derartiger größerer

Kontinuitätstrennungen nicht, die normalerweise bei jeder Geburt erfolgende Verwundung der Uterusinnenfläche genügt allein: es bedarf also nur des Importes von virulenten Mikroben in die Genitalien einer Kreißenden ohne besondere Verwundung, um eine Infektion und die konsekutive Erkrankung des Beckenzellgewebes zu ermöglichen.

Eine weitere Gelegenheitsursache geben gynäkologische Operationen und diagnostische Akte, bei welchen die notwendigen antiseptischen Kautelen außer acht gelassen wurden, Sondieren, Dilatieren des Uteruscavums, Auskratzungen, Operationen an der Portio, der Scheide. Fremdkörper in der Vagina, welche die Oberfläche usurieren, können dieselbe Wirkung haben.


Fig.251. Parametritis anterior - präcervikaler parametrischer Abscess puerperalen Ursprunges. Man sieht den Uterus von vorn, nach rechts und links die Tuben abgehend; unten deutlich äußeren Muttermund mit Scheide, rechts und links davon je eine Blasenhälfte. Zwischen diesen, dem Muttermund und dem von glattem Peritoneum überkleideten Uteruskörper die rot umränderte eröffnete Absceßhöhle mit unebener Wandinnenfläche. (Nach V. ROSTHORN, Handbuch der Gynäkol., red. von Veit.)

Aber auch weniger auffallende Momente können Entzündung des Beckenzellgewebes vermitteln, Menstruation, Erkältung während der Menses, Obstipation, Cystitis, entzündliche Erkrankungen der Knochen und Gelenke des Beckens. Die drei erstgenannten müssen für die mehr chronisch, ohne bedeutende Infiltration, ohne Exsudatbildung verlaufenden Formen als wahrscheinlich in Anspruch genommen werden.

Nicht selten gehen Beckenzellgewebsentzündungen von verjauchten Tumoren des Uterus und der Vagina aus, von verjauchten Myomen. Auch die kleinzellige Infiltration, welche neben Uteruskrebs gefunden wird, kann zum Teil entzündlicher, d.h. nicht neoplasmatischer Natur sein.

Gelegentlich wandert von einer Appendicitis aus eine subperitoneale Phlegmone nach dem Becken.

Die sehr selten beobachtete Aktinomykose der weiblichen Beckenorgane ist vorwiegend im subserösen Zellgewebe lokalisiert angetroffen worden.

Endlich ist nicht ausgeschlossen, nachdem Wertheim eine beträchtliche Tiefenwucherung der Gonokokken konstatiert hat, daß gelegentlich einmal eine parametrane Entzündung diesem Erreger ihren Ursprung verdankt. Sicher ist es selten; nicht selten jedoch als Begleitbefund bei Salpingitis gonorrhoica.





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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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20. 4. 1945
Johannes Sobotta (1869-1945) bekannt geworden durch seine anatomischen Zeichnungen stirbt 76-jährig.

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