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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XIX.
Erkrankungen des parametrischen Gewebes.
Von Bernhard Kroenig.

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Verlauf der Entzündung der Parametrien.


Die akute parametrische Infektion kann schnell zum Tode führen, kann auch einen lange Zeit in Anspruch nehmenden, komplizierten Prozeß bedeuten, welcher dann in Genesung enden kann.

Im ersteren Falle greift wenige Tage nach der Infektion der Prozeß schon auf das Peritoneum über; neben der Peritonitis mit starker Auftreibung und Empfindlichkeit, mit Gasstase und Erbrechen tritt der parametrische Prozeß gänzlich in den Hintergrund. Die Temperatur schnellt bald in die Höhe, hält sich aber oft auf mäßigen Graden, dagegen ist die Herzaktion sehr bald schlecht, Puls sehr frequent, sehr klein; unter schweren Intoxikationserscheinungen erfolgt nach einigen Tagen der Exitus. Das ist der Prozeß, welcher als akute septische progrediente Phlegmone bekannt ist oder, wenn an Geburt sich anschließend, als lymphatische Form des Kindbettfiebers.

Im anderen Falle entwickelt sich meist etwas später, mit Fieber einsetzend, bei leidlicher oder guter Herzaktion, bei deutlicher Empfindlichkeit des einen Parametriums, während peritonitische Erscheinungen wenig ausgesprochen sind oder ganz in den Hintergrund treten, eine eiterige Exsudation im Beckenzellgewebe (akute septische Phlegmone mit Tendenz zur eiterigen Einschmelzung des Beckenbindegewebes; wenn an Geburt sich anschließend, phlebothrombotische oder pyämische Form des Kindbettfiebers).

Das Fieber nimmt bei dieser Form früh einen remittierenden oder bald einen intermittierenden Charakter an. Einsetzen der hohen Temperaturen mit Schüttelfrost. Schließlich Durchbruch des parametrischen Exsudats oder langsame Resorption desselben und Genesung, oder, indem das Exsudat immer weiter greift, nach langer Krankheit Exitus. Bei langem Bestehen kann das Bild durch embolische Prozesse in die Lungen und andere Organe die mannigfaltigsten Schattierungen erfahren. Vereiterungen von Gelenken, Sehnenscheiden, Bildung von pleuritischen Exsudaten sind die Affektionen, welche das Bild der Pyämie vervollständigen.


Fig.252. Horizontalschnitt durch ein Becken mit ausgebreiteter eiteriger Zellgewebsentzündung, mutmaßlich nach einem Puerperium. Das Rectum ist 3 mal, der Uterus 1 mal, die Blase 1 mal, und zwar oben am Scheitel durch den Schnitt getroffen. Zwischen Blase, vorderer und rechter Beckenwand spaltförmige große Absceßhöhle. Im übrigen ist das gesamte Bindegewebe des Beckens in eine starre schwielige Masse verwandelt. Einige Gefäßdurchschnitte in derselben zu erkennen. (Nach VON Rosthorn).

Diese beiden Formen des Verlaufes brauchen sich im Beginne der Krankheit nicht prägnant gegeneinander abzusetzen; es ist nicht selten, daß ein Prozeß, welcher wie eine schwere lymphatische Sepsis mit Peritonitis begann, den Verlauf der Pyämie nimmt.

Was nun das eigentliche eiterige Exsudat des Beckenzellgewebes betrifft, so ist sein primärer Sitz abhängig von dem Ort, wo die Infektion stattgefunden hat. Die primär an der Basis des Ligaments liegenden Exsudate gehen von Cervixinfektionen, die zwischen den Blättern des Ligamentum latum liegenden von Corpusinfektionen aus. Die ersteren tendieren nach hinten, in das Becken, die letzteren nach vorn und oben auf die Darmbeinschaufel sich auszubreiten.

Erfolgt eine Infektion der Cervix an ihrem hinteren Umfange, so findet sich das Exsudat mehr retrocervikal, im umgekehrten Falle präcervikal. Infektionen der Harnblase führen zu Exsudation neben ihr oder im Cavum praevesicale Retzii.

Das Exsudat stellt im Beginn eine harte, starre, mit dem primär infizierten Organ unbeweglich zusammenhängende Masse dar. Meist ist Schmerzempfindlichkeit vorhanden. Allmählich weicht die harte Konsistenz und macht, je mehr das Exsudat einer Oberfläche naherückt, der Fluktuation Platz. Interveniert die Kunst nicht, so bricht der Eiter nach einer Oberfläche hin durch: die hohen Exsudate, welche sich auf der Darmbeinschaufel entlang verbreiteten, meist oberhalb des POUPARTschen Bandes nach außen, die tiefer im Becken, an der Basis des Ligaments entwickelten gern in den Mastdarm. Auch können derartig gelegene Exsudate, besonders wenn sie von Cervixrissen ihren Ausgang nahmen, wieder in diese hinein oder in die Scheide durchbrechen; die paravesikalen öffnen sich meist in die Blase.


Fig. 253. Puerperales parametrisches Exsudat links. Innere Geschlechtsorgane von vorn, Bluse in 2 Teile zerlegt; Scheide einfach sagittal, Uterus durch Kreuzschnitt geöffnet. Rechts Adnexa und Parametrium normal, links im Parametrium rotumrändert eine umfängliche, verbuchtete, in derbe Schwielenmasse eingelagerte Absceßhöhle. (Beobachtung und Zeichnung von v. Rosthorn.)

Seltenere, atypische Durchbruchsstellen sind die Glutäalgegend nach Wanderung des Abscesses durch die Incisura ischiadica major, die Anal- und Perinealgegend nach Wanderung in das Cavum ischiorectale, die Adductorengegend nach Wanderung durch das Foramen obturatum.

Die spontan entstandenen Perforationsöffnungen sind oft klein und nicht ausreichend, dem Eiter aus den komplizierten, sinuös verbuchteten Höhlen vollständigen Abfluß zu gestatten. Dann kann der Absceß sich wieder füllen und wieder an der ersten oder einer anderen Stelle durchbrechen. Vierteljahre, ja Jahre können vergehen, ehe sich die Absceßhöhle schließt und die Sekretion aufhört; die Kranken magern unter dem Einflüsse des Fiebers und der konsumierenden Eiterung bis zum Skelett ab, die Menstruation versiegt, der Uterus wird klein, atrophisch, und nur sehr langsam tritt Erholung von dem lange anhaltenden Siechtum ein. Von den eiterigen Prozessen bleiben noch lange Zeit Schwielen, Narben, Adhäsionen zurück, welche Verlagerungen der Beckenorgane mit den ihnen eigentümlichen Erscheinungen zur Folge haben können.

Eine gewisse Sonderstellung beanspruchen die Phlegmonen des prävesikalen Raumes. Es handelt sich dann entweder um fortgeleitete Entzündungen aus anderen Bezirken des subperitonealen pelvinen Zellgewebes oder, und das ist das Häufigere, um Phlegmonen, welche von Verletzungen oder Entzündungen der Blase, von Sectio alta, von Laparotomie aus ihren Ausgang genommen haben. Diese Phlegmonen sind ganz besonders infaust. (50 Proz. Mortalität Honsell.)



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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20. 4. 1945
Johannes Sobotta (1869-1945) bekannt geworden durch seine anatomischen Zeichnungen stirbt 76-jährig.

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