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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XIX.
Erkrankungen des parametrischen Gewebes.
Von Bernhard Kroenig.

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Therapie der Entzündung der Parametrien.


Im Anfangsstadium ist die Parametritis wie jeder entzündliche Prozeß zu behandeln: Bettruhe, Eisblase auf den Leib; treten peritonitische Erscheinungen auf, Opium. Ist die Eisblase unangenehm, so ist auch gegen einen warmen PRIESSNITZschen Umschlag nichts einzuwenden. Besonders empfiehlt sich ein solcher, sobald zu bemerken ist, daß eine eiterige Einschmelzung stattfindet. Dann ersetzt man ihn auch vorteilhaft durch einen Thermophor. Die allgemeine Behandlung ist rein symptomatisch einzurichten: Leichte Diät, Sorge für regelmäßige Stuhlentleerung, wenn nicht Peritonitis besteht, durch Lavements, eventuell Katheterismus, Vermeiden von Antipyretica und Vermeiden von Alkohol.

Ausdrücklich warnen möchte ich, im ersten akuten Stadium resorbierende Kuren anzuwenden; Bäder, Salbeneinreibungen, medikamentöse Einlagen. So vorteilhaft diese sich bei chronischen Formen oder nach Ablauf eines eiterigen Prozesses bewähren, so wenig nützlich sind sie bald nach Zustandekommen der Infektion. Ja Bäder, welche mit Lokomotion des Körpers verbunden sind, sind geradezu schädlich, ebenso sehe ich in Einreibungen und in der Applikation von Resorbentien mittels der Scheidentamponade wegen des nicht zu vermeidenden mechanischen Insultes Noxen.

Ist eine eiterige Einschmelzung eingetreten, so kann sich die Behandlung nach zwei Richtungen gabeln. Entweder wartet man, bis der Absceß konfluiert ist, eine kopiöse Eiteransammlung stattgefunden und sich die nächstgelegene Oberfläche vorgebeult und verdünnt hat, ehe man inzidiert, oder man tut es früher.

Das erste Verfahren ist das ältere, das andere wird von Peitsch u. a., auch von mir selbst empfohlen. Der Vorteil des älteren Verfahrens ist, daß nach der Inzision bald ein Schluß der Absceßhöhle eintritt und die Inzision meist eine nur kleine Operation darstellt, der Nachteil, daß oft lange Zeit bis zur Inzision vergeht. Der Vorteil des neueren Verfahrens besteht in der Abkürzung der Krankheit, der Nachteil in der komplizierteren präparatorischen Aufsuchung des Abscesses. Auch täuscht man sich mitunter in der Erwartung der Abkürzung; die Eiterung nach früh eröffneten Abscessen dauert mitunter recht lange. Erneute Virulenzsteigerung der Eitermikroben, Neuinfektion von ihnen aus, langsame Einschmelzung des bereits mit Mikroben besiedelten Gewebes können die Ursache sein.

Die einfache Inzision in einen deutlich charakterisierten Absceß geschieht entweder von dem seitlichen Hypogastrium oder von der Scheide, gelegentlich von der Adduktoren- oder Glutäalgegend aus. Sie sei ausgiebig; Ausspülung des Abscesses ist nicht nötig, jedenfalls erfolge sie nur mit sterilem Wasser oder einem ungiftigen Desinticiens (Borlösung). Die Wunde wird bis zum Schluß der Absceßhöhle durch eingelegten, allmählich zu kürzenden Gummidrain weit erhalten. Gelegentlich kann nach einer Inzision von den Bauchdecken aus die Anlegung einer Gegenöffnung nach der Scheide auf einer Sonde oder einfach stumpf mit einer langen Kornzange, von der Absceßhöhle aus auszuführen, zweckmäßig sein.

Will man präparatorisch eine parametrische Entzündung inzidieren, ehe irgendwo Fluktuation wahrzunehmen ist, so erfolgt der Einschnitt von da aus, wo man je nach der Lage der Affektion am ehesten auf den Eiter kommen zu können glaubt. Also entweder von den Bauchdecken aus, unmittelbar über dem POUPARTschen Bande, parallel mit diesem, wie zur Unterbindung der A. iliaca externa: Vordringen eventuell nach Unterbindung der A. epigastrica, nach Abtrennen des Obliquus externus und internus, in die Tiefe unmittelbar unter dem Peritoneum, oder von dem hinteren, vorderen oder seitlichen Scheidengewölbe aus. Bei der Präparation von den seitlichen Scheidengewölben aus, wobei die Portio nicht vorzuziehen, sondern höchstens zur Seite zu drücken ist, oft starke Blutung, weil der untere Ast der Uterina zerschnitten wird; die Wunde läßt sich für bequemen Abfluß nicht immer groß genug gestalten; dann resezierte ich gelegentlich die Cervix; reicht das nicht aus, dann Totalexstirpation des Uterus (castration uterine nach Pean-Segond).

Weniger empfehlenswert ist bei tief im Becken gelegenen Exsudaten die quere Spaltung des Dammes oder ein Einschnitt seitlich neben dem Damm und das Vordringen von hier aus zwischen Scheide und Mastdarm oder seitlich neben der Scheide (Hegar, Sänger); der Einschnitt von der Scheide aus führt stets auf kürzerem Wege zum Exsudat, doch kann das Vorgehen vom Perineum aus günstigere Ausheilungsverhältnisse schaffen.

Eine vorteilhafte Abkürzung der Eiterung nach der Inzision wird durch die Anwendung von E. Müllers Leukofermantin erreicht. Einspritzung einer der Größe der Absceßhöhle entsprechenden Menge, mehrere Tage hintereinander. (Vgl. Kap. XXIX.)

Mit der Entleerung oder Resorption eines parametritischen Exsudates ist gewöhnlich der Fall noch nicht erledigt; die zurückbleibenden Schwarten und Narben erfordern oft noch eine Behandlung. Gegen sie richtet sich der ganze Apparat der resorptionsbefördernden Kuren. Tägliche Einführung eines Glyzerintampons in die Vagina.

Dieser Tampon wird am besten im Röhrenspekulum vom Arzte selbst appliziert und auf dieselbe Weise entfernt, er erregt eine starke wässerige Sekretin deshalb beobachtet die Kranke vorteilhaft einige Stunden nach der Applikation des Tampons horizontale Kückenlage.


Anstatt des bloßen Glyzerins verwendet man auch zweckmäßig eine Lösung von Jodkali in Glyzerin im Verhältnis von 1:3 oder schwächer. Diese Lösung wird mit bloßem Glyzerin vertauscht, wenn Jodschnupfen oder häßlicher Geschmack im Munde auftritt. Recht vorteilhaft wird in derselben Weise eine Lösung von Ichthyolammonium oder Thigenol in Glyzerin benutzt.

Gleichzeitig kann man die Kranke nachts einen Soolprießnitz auf den Leib machen lassen; man lasse den Umschlag in einer Salzlösung welche pro Liter 1/4 Pfund Kreuznacher, Kösener, Sulzaer, Goczalkowiczer Badesalz enthält, tränken; oder lasse am Tage einige Stunden lang einen Moorumschlag von Franzensbader, Stebener, Lobensteiner, Elsterer Moor auf den Leib applizieren. Verbunden mit derartigen Kuren oder ohne sie sind Bäder in Gestalt von warmen Sitz- oder besser Halb- oder noch besser Vollbädern von Nutzen. Man lasse zu einem Vollbad 4 bis 10 Pfund gewöhnlichen oder des entsprechenden Badesalzes zusetzen.

Recht wirksam sind warme (30-32° R) Schlempebäder.

Noch vorteilhafter werden derartige Kuren in den Bädern selbst gebraucht, also in den Moorbädern Franzensbad, Marienbad, Karlsbad, Flinsberg, Brückenau, Pyrmont, Reinerz, Triburg, Schwalbach, Steben, Lobenstein. Elster, Landeck, Langenau, Muskau, Cudowa, Altheide, Schmiedeberg (Prov. Sachsen), Spaa, in den Soolbädern Kreuznach, Münster a. S., Kösen, Sulza, Salzungen, Goczalkowicz, Jastrzemb, Kolberg, Artern, Hall (Oberösterreich), Hall (Württemberg), Jaxtfeld, Juliushall, Köstritz, Aussee, Elmen, Cichocinek (Polen), Gmunden, Hall (Tirol), Hohensalza, Ischl, Reichenhall, Traunstein, Wittekind, Graniza (Galizien), Druskeniki (Rußland), in den Seeschlammbädern Arensburg und Hapsal, den Tangbädern in Libau, den Limanbädern bei Odessa und in der Krim bei Jalta. Auch an der See genommene warme Seesalzbäder sind vorteilhaft. Im allgemeinen bevorzuge man bei Anämischen die Moor- und Schlammbäder vor Soolbädern.

In intensiver Weise kann man die Wärme auf Exsudatreste durch heiße Vaginalirrigationen (von etwa 50 ° C) wirken lassen. Noch besser erzeugt man die erforderliche aktive Hyperämie durch die Anwendung von Schwitzkästen, wie sie von Klapp, Polano konstruiert sind. Diese heizbaren, luftdicht abgeschlossenen Apparate umgeben den Mittelkörper der Kranken. Man kann in ihm die Temperatur hoch über 100° steigen lassen, ohne daß sie belästigt. Sitzungen von 1-2 Stunden alle 2-3 Tage sind einige Wochen lang fortzusetzen.

Gegen die in manchen Fällen nach Entzündungen im Parametrium zurückbleibenden, oft enormen Venektasien, welche häufig in starken Uterusblutungen Ausdruck finden, genießt die Bade- und Trinkkur in Marienbad schon seit langem ein besonderes Renommee.

Außer den akuten Entzündungen mit ihren chronischen Folgezuständen kommen im Parametrium von Hause aus chronisch verlaufende ohne Bildung von Exsudat vor; auch sie führen, wie die schrumpfenden Absceßhöhlen, und zwar unmittelbar zu Verkürzung und Vernarbung der betroffenen Teile, wie W. A. Freund anatomisch nachgewiesen hat.

Man findet diese eigentümliche Entzündungsform häufig schon bei Virgines; man findet sie häufig in dem Parametrium des hinteren Beckenhalbringes, besonders in den DOUGLASschen Falten (Parametritis posterior Schultze).

Den Ursprung nehmen sie vermutlich auch von irgendwelchen, vielleicht kleinsten Verletzungen einer Schleimhautoberfläche, z. B. des Rectums bei hartnäckiger Obstipation, oder der Vagina oder der Portio aus (Masturbation).

Ich sah nicht selten typische Parametritis posterior bei Cervixgonorrhoe, und zwar, wie ich meine, als ihre Folge.

Diese atrophisierenden Entzündungen sind von hoher Bedeutung. Druck auf Nervenapparate, auf das Ganglion cervicale, auf die großen parametranen Ganglien, Dislokationen des Uterus sind die Folge. Eine typische Form spitzwinkeliger Anteflexio uteri beruht in vielen Fällen auf doppelseitiger oder einseitiger Parametritis posterior (Schultze). Eine große Reihe hysterischer Symptome, wie sie in ihrer wenig scharfen Abgrenzung auch manchen anderen Genitalleiden zukommen, ist der klinische Ausdruck dieser Erkrankung; permanente weithin ausstrahlende Kreuzschmerzen, Dysmenorrhoe, schwere nervöse Dyspepsie sind die Haupterscheinungen.

Die Diagnose scheint einem nicht schwer, solange man nicht bei Gelegenheit von Laparotomien gesehen hat. daß peritoneale Verklebungen in der Gegend der DOUGLASschen Falten das gleiche Tastbild geben können, wie die Parametritis posterior. Auch Ziegenspeck, welcher an der Leiche die vorher intra vitam diagnostizierte Parametritis posterior aufsuchte, fand öfters Perimetritis, beschreibt sie aber als Parametritis.

Als Therapie kommen resorptive Kuren wie für die Reste von Exsudaten, Moor- und Soolbäder, Heißluftbehandlung, Massage, Belastungstherapie in Betracht. Durchschneiden und Auslösen der Narben im Falle der Erfolglosigkeit dieser Kuren.




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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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