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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XIX.
Erkrankungen des parametrischen Gewebes.
Von Bernhard Kroenig.

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Diagnose der Entzündung der Parametrien.


Die Diagnose kann leicht, kann auch, wenn man die Anforderungen an sie hoch stellt, sehr schwer sein.

Der Tastbefund kann irreleiten; müssen wir doch bedenken, daß viele von den Affektionen, welche wir jetzt als akute oder chronische Salpingitis, Oophoritis, Salpingooophoritis, Perioophoritis, Perisalpingitis kennen, früher als Parametritis angesprochen wurden.

Wenn nun auch mehrere dieser neben dem Uterus verlaufenden entzündlichen Prozesse miteinander kombiniert sein können, jeder von ihnen mit leichterer oder schwererer Pelveoperitonitis kompliziert ist, so ist es ungerechtfertigt, auf eine genaue topische Diagnose verzichten zu wollen; eins der Organe ist stets am meisten erkrankt und das muß der Affektion den Namen geben.


Fig. 254. Tastbild bei Salpingooophoritis chronica. T Tube, O Ovarium, U Uterus.

Unsere Kenntnis, daß außer eiterigen Prozessen im Parametrium solche, und zwar umfängliche, in der Tube vorkommen, datiert zurück bis auf Nöggerath in den 50er Jahren vorigen Jahrhunderts. Die praktischen Konsequenzen aus dieser Kenntnis zogen aber zuerst die französischen Gynäkologen Pean, Segond u. a. Unter ihrer Führung förderte die vielgeübte chirurgische Behandlung dieser Affektionen die Kenntnis ihrer anatomischen Besonderheiten. Seltsamerweise schlich sich aber mit der weiteren Ausbildung der Chirurgie der eiterigen Adnexerkrankungen eine Nachlässigkeit der anatomischen Bezeichnung ein, sofern die chirurgische Behandlung dieser ebenso wie die der parametrischen Abscesse schlechtweg als die Operation der "Beckeneiterungen" bezeichnet wurde.

Gegen eine derartige nichtsnutzige Inkorrektheit des Ausdrucks kann gar nicht entschieden genug Front gemacht werden. Es ist ein enormer Unterschied, ob eine Eiterung im parametrischen Zellgewebe liegt oder in der Tube; im ersteren Falle liegt der Eiter im Bindegewebe, im letzteren in einem mit Schleimhaut bekleideten Organ. Im ersteren Falle handelt es sich um einen Absceß, im letzteren um ein Empyem. Die wissenschaftlich gebotene Trennung dieser beiden toto coelo verschiedenen Affektionen haben die Gynäkologen - und es ist nicht die Minorität - einige Jahrzehnte lang mit der Anwendung des Ausdrucks "Beckeneiterungen" völlig außer acht gelassen. Und wie notwendig ist eine derartige Trennung, wie notwendig ist sie ganz besonders für eine korrekte Konstruktion des Heilplanes!

Sonach ist klar, daß für die Diagnose neben dem Tastbefund von hoher Bedeutung die Anamnese und eventuell eine bakteriologische Erhebung der Uterussekrete ist. Das gilt ganz besonders bei der

Differentialdiagnose gegenüber der gonorrhoischen Salpingitis und Salpingooophoritis. Schloß sich der Prozeß an eine gekannte oder vermutete - auch eventuell an eine zu Heilzwecken unternommene - Verletzung an, so spricht das für parametritisches Exsudat. "Weiß man, daß die Kranke eine Gonorrhoe akquiriert hat, kann man noch den Gonokokkennachweis im Cervixsekret führen, so besteht große Wahrscheinlichkeit für Salpingitis gonorrhoica. Stammt der Prozeß aus einem Puerperium oder Abortpuerperium, ist die bakteriologische Untersuchung des Uterussekretes negativ, so kann noch die Probepunktion, vom Scheidengewölbe aus ausgeführt, Eiter mit spezifischen Bakterien, eventuell Gonokokken liefern. Bleibt auch dieser Ausweis negativ, so hat man bei der Betastung folgende differentielldiagnostische Momente zu beachten:

Das parametritische Exsudat ist meist einseitig, liegt meist tief seitlich neben dem Collum, ist meist flach, geht an der Seite unmittelbar in die Beckenwand über, ist nach der Umgebung hin schlecht abgrenzbar, ist absolut unbeweglich. Die Salpingitis gonorrhoica ist stets doppelseitig, wenn auch oft auf einer Seite schwerer nachweisbar; die verdickten Tubenisthmi sind am Uterus zu tasten, die Gestalt des Exsudates ist rundlich, die Konturen, besonders nach oben hin, sind ziemlich deutlich, es liegt oft dem hinteren Scheidengewölbe auf, oft besteht, wenn auch nur eine Spur von Beweglichkeit. Sehr ähnlich bis auf Doppelseitigkeit ist der Befund bei Ovarialabsceß.


Fig.255. Tastbild einer retrouterinen Haematocele (Bluterguß in den DOUGLASschen Raum), ausgehend von einer linksseitigen Tubengravidität (T). Der Bluterguß im Douglas ist schraffiert dargestellt (Hc), davor der Uterus (U).

Das hinter der Cervix gelegene parametritische Exsudat ist meist flach und niedrig, strahlt nach beiden Seiten in die DOUGLASschen Falten aus; von einem intraperitonealen abgekapselten Erguß oder einem im Douglas gelegenen, mit Flüssigkeit gefüllten Organe (Sactosalpinx, Ovarialabsceß) leicht zu unterscheiden; letztere liegen unmittelbar dem hinteren Scheidengewölbe auf, bauchen es nach der Scheide vor, fluktuieren; nicht leicht dagegen, resp. durch die Tastung überhaupt nicht zu unterscheiden von den Resistenzen, welche den auf die DOUGLASschen Falten aufgelöteten, chronisch entzündeten, nicht wesentlich vergrößerten Adnexen (Tuben oder besonders Ovarien) entsprechen (cf. chronische Form der Parametritis).

Exsudate, welche sich von infektiösen Prozessen in den oberen Rectumregionen, von einem verjauchten Carcinom aus entwickeln, können gelegentlich, da sie ja auch im Beckenzellgewebe liegen, einem von den Genitalien ausgehenden Exsudat topisch recht ähnlich werden.

Für die Unterscheidung gegenüber einer Perityphlitis ist meist die Anamnese und der Verlauf führend, zudem liegen diese Exsudate meist recht hoch auf oder über und hinter der Darmbeinschaufel, ja über der Crista ilium dextra, wenn auch ein Wandern nach dem Becken zu nicht ausgeschlossen ist.

Der Fluktuation, der Schmerzhaftigkeit, dem Fieber kommt keine differentielldiagnostische Bedeutung zu.

Die prävesikale Phlegmone (Phlegmone des Cavum Retzii) liegt bei weiterer Ausbreitung über der Symphyse meist median, selten seitlich, die entsprechende Anschwellung ist nach dem Nabel zu konvex, tiberschreitet nach den Seiten zu selten die Ränder der Recti.

Ist eine entzündliche Intumeszenz im Becken diagnostiziert, so kann für die weitere Diagnose, ob sie Eiter enthält oder nicht, die CURSCHMANNsche Leukocytenzählung Anhaltspunkte bieten. Steigt deren Zahl im Blute über 15000 pro Kubikmillimeter und hält diese Steigerung lange an, so kann man daraus auf Eiter schließen. Martins, Carmichaels Beobachtungen stützen diese diagnostische Methode, meine eigenen und die einer Zahl anderer Operateure nicht.


Fig.256. Tastbild bei doppelseitiger Salpingitis acuta purulenta. T Tube, O Ovarium, C Uterus.





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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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23. 4. 1963
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