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Lehrbuch der GynäkologieOtto Küstner, 4.Auflage 1910 | |
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V. ABSCHNITT. Die Krankheiten der Harnröhre und Blase.Kapitel XXI. Die Krankheiten der Harnröhre und Blase. Von Otto Küstner.
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Kolpocystotomie
Deshalb ist in schweren Fällen dieser Form der Blasendrainage die Anlegung einer Blasenscheidenfistel (Kolpocystotomie, Scheidenblasenschnitt, vergl. unten) ganz entschieden überlegen. Dieses schon früher gemachte, dann mitunter von vielen Seiten aber absprechend beurteilte Verfahren wird heutigentags allgemein anerkannt. Der prompte Erfolg ist die sofortige Beseitigung der Schmerzen. Macht man die Fistel nicht zu groß, so schließt sie sich nach dem Ausheilen der Blasenentzündung mitunter spontan. Die Hauptindikation für die Kolpocystotomie sehe ich in einer schweren Infiltration der gesamten Blasenwand, bei quälendem, hochgradigem Tenesmus und Fieber, wenn Blasenausspülungen nicht vertragen werden. Nach Anlegung der Fistel ist die noch bestehende Cystitis durch Ausspülungen weiter zu behandeln; man läßt dann die Spülflüssigkeit in die Harnröhre hinein- und aus der Fistel herauslaufen.
Von manchen wird heutzutage der hohe suprasymphysäre, natürlich extraperitoneale Blasenschnitt, meines Erachtens nicht mit Recht, dem Blasenscheidenschnitt vorgezogen.
Auch das Curettement der Blase wird in Fällen, wo es sich um ausgedehnte Schleimhautnekrose handelt, gemacht, dann aber nur nach vorausgeschicktem Blasenschnitt von oben oder von unten. Argentumausspülung folgt. Dieses Verfahren ist nur bei umfänglichen Geschwürbildungen und Inkrustationen der Blasenwand in Betracht zu ziehen.
Auch für die schwersten Formen von Cystitis ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Man hat mit Narcotica die Schmerzen zu lindern, mit Morphium, Opium und Belladonna den Tenesmus zu bekämpfen, andererseits besteht die wichtige Indikation, den alkalischen Urin sauer zu machen. Nachgewiesenermaßen gedeihen in dem sauren Urin die meisten Bakterien der Cystitis nicht oder schlecht. Die Erzeugung der Azidität läßt sich zugleich mit medikamentöser Desinfektion verbinden. Dann gibt man Salicylsäure, salicylsaures Natron, Salol, Diplosal (je 1,0 pro dosi mehrmals täglich), Tanninpräparate. Verläßliche bakterizide Wirkung haben nur Uro-tropin (1,0 pro dosi) und Helmithol (1,0 pro dosi). Ihre Anwendung ist bei keiner bakteriellen Cystitis zu unterlassen.
Bis schwere Formen der Cystitis völlig ausgeheilt sind, darüber vergeht meist lange Zeit. Sind die schlimmsten Erscheinungen beseitigt, dann empfehlen sich oben angegebene Trinkkuren.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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16. 9. 1865 König Ludwig der II. erhebt die Hygiene zum offiziellen medizinischen Lehrfach und richtet den ersten Lehrstuhl in München auf. Auf diesen wird Max von Pettenkofer (1818 - 1901) als erster Professor für Hygiene berufen. |
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