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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

V. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Harnröhre und Blase.

Kapitel XXI.
Die Krankheiten der Harnröhre und Blase.
Von Otto Küstner.

Seite: 2/14Zurück (I.Urethra)[ I.Urethra | Entzündung | Neubildung | Prolaps | II.Blase | Cystoskopie | Kelly's Verfahren | Palpation | Entzündung | Therapie | Colpocystotomie | Steine, Fremdkörper | Geschwülste | Neurosen ]Weiter (Neubildung)


Schleimhautentzündungen


Von den Schleimhautentzündungen ist die bei weitem häufigste die gonorrhoische. Doch kommen gelegentlich auch andere Mikroben in Betracht, solche, welche eventuell die gesunde Schleimhaut als harmlose Epiphyten bewohnen und nur durch Gelegenheitsursachen, welche die Schleimhaut lädieren (Katheter, Geburt, Operationen), gewebeschädigende Eigenschaften erlangen können.

Das akute Stadium der Urethritis ist durch Brennen beim Urinlassen, gelegentlich durch Fieber, charakterisiert. Verwechselungen mit Cystitis kommen oft vor. Im akuten Stadium ist nach den in Kap. XXIII dargelegten Prinzipien zu verfahren und jede örtliche Behandlung zu unterlassen. Bettruhe, Milchdiät, örtlich feuchte Wärme, Fachinger, Wildunger. Später Auswischen der Urethra mittels watteumwickelter Sonde, getränkt mit Arg. nitr. (2-10 Proz.) oder Protargol. Ganz besonders zu empfehlen ist die zeitweise Einführung von Isuralstäbchen (Hofapotheke Dresden), welche 10 Proz. Isoform enthalten (Asch). Daneben ist eventuell die Cervix- und Uterusgonorrhoe zu behandeln.

Nicht selten sind oberflächliche Schleimhautverletzungen der Urethra, längliche oder ovale Fissuren derselben. Der Katheterismus, aber auch Geburtstraumen, lange Dauer, der Druck des Kindskopfes erzeugen sie. Sie verursachen brennende Schmerzen beim Urinlassen. Einträufeln einer 2-proz. Argentum-nitricum-Lösung oder Einstreichen einer Argentum-nitricum-Salbe, oder Einführen von Bacilli urethrales mit 1/2- 1 Proz. Argentum nitricum, welche in der Urethra schmelzen, bringen sie zum Verheilen.

Selten kommt es einmal von einer Harnröhrenentzündung aus zu periurethraler Absceßbildung; Stenosierung der Harnröhre ist der mechanische Koeffekt. Interessant ist folgende Beobachtung (Hannes), besonders auch die angewandte Therapie:

Frau G. W., 31 Jahre alt, hat einmal, 1900, geboren, einmal 1904 abortiert.

Seit 10 Tagen Schmerzen und Beschwerden beim Wasserlassen, seit 8 Tagen Urinverhaltung, deshalb öfter Katheterismus nötig.

20. IV. 1910 apfelgroßer, schmerzhafter Tumor, der die vordere Scheidenwand vorwölbt und die Urethra komprimiert. Uterus und Adnexe ohne Besonderheiten; Terap. bis 39,2", Harnröhrensekret enthält Gonokokken. Am 22. IV. Punktion des Tumors, der Eiter enthält Streptokokken. Leukofermantininjektion. Abfall der Temperatur zur Norm. 6. V. von der Geschwulst nichts mehr zu tasten; 9. V. Entlassung mit normalem Befund.

Eine Reihe von Affektionen äußert sich in dem Symptom der Inkontinenz. Das sind Erweiterungen der Harnröhre, wie sie kongenital als Bildungsanomalie, wie sie nach Extraktion voluminöser Steine, nach sonstigen Verletzungen, nach partiellem, bei Operationen acquiriertem Defekt, nach Geburtstraumen, endlich dann anzutreffen sind, wenn eine durch Operation geheilte Fistel den oberen Teil der Harnröhre mitbetroffen hatte. In den meisten Fällen handelt es sich um submuköse oder offene Sphinkterläsionen.

Auch bei Prolaps der Scheide und des Uterus wird der obere Teil der Harnröhre auseinandergezerrt und so zuweilen Inkontinenz erzeugt.

Diesen Formen der Inkontinenz stehen die essentiellen Inkontinenzen gegenüber, das ist die Enuresis nocturna, die Reflexinkontinenz und die hysterische Inkontinenz.

Die Therapie hat, soweit sie sich nicht mit der Beseitigung des Uterusscheidenprolapses deckt (vgl. Kap. IX), die Aufgabe, eine Verengung der pathologisch weiten Harnröhre zu erzeugen.

Palliativ wirkt sehr gut das von Schatz empfohlene, in die Scheide einzuführende Trichterpessar aus Hartkautschuk, wodurch eine dauernde Kompression der Harnröhre erzeugt wird.

Operation: Ausschneidung eines Teiles der Harnröhre und plastische Verengung derselben von der Scheide aus (Schultze), oft sehr wirksam. Nachbehandlung: Verweilkatheter oder provisorische Anlegung einer Blasenscheidenfistel darüber (Fritsch) oder Anwendung der infrasymphysären Blasendrainage (Stöckel). Oder Achsendrehung der Harnröhre (Gersuny): man löst die Harnröhre aus, dreht sie 180-360° um ihre Längsachse und näht sie wieder ein.

Auch periurethrale Paraffininjektion wird empfohlen, von anderer Seite (Pfannenstiel, Halban) wegen danach beobachteter Lungenembolie widerraten.

Für die essentiellen Formen der Inkontinenz kommen die Galvanisation, die manuelle Massage, die maschinelle Vibrationsmassage, intraurethrale Aetzungen mit Argent. nitr., Cuprum sulfur., Chromsäure in Betracht. In neuerer Zeit wird das Cathelinsche Verfahren der epiduralen Injektion vielfach gerühmt. (Injektion von 10-40 ccm Kochsalzlösung wie bei BIERscher Lumbalanästhesierung, nur nicht in den Subarachnoidealraum, sondern nur epidural in den Sacralkanal. (Bei Enuresis nocturna eventuell Behandlung adenoider Wucherungen des Nasenrachenraums.)


Fig. 263. Caruncula urethralis (Papilläres Angiom). Frau P. W., J.-N. 578, 1896/97. Exstirp. 20. Jan. 1896.

Stenosen und Strikturen sind nicht selten die Folge von schweren Geburtstraumen. Bei sehr umfänglichen BlasenScheidenfisteln kann man den oft nur kleinen Rest der Harnröhre am oberen Ende strikturiert oder total obliteriert antreffen. Auch habe ich bei ausgedehnten Verletzungen der Vagina quere totale Durchreißung der Harnröhre gesehen.

Die Strikturen sind durch methodische Dilatation mittels graduierter Stäbe - man verwendet dazu vorteilhaft meine Uterusdilatatoren (vgl. Kap. XI) - zu behandeln und zu heilen.

Die Atresien bei Fisteln werden gelegentlich bei der Fisteloperation beseitigt.

Die lupösen Zerstörungen und das Ulcus rodens der Vulva greifen häufig auf die Harnröhre über.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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29. 3. 1892
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