Anteversion
Es war gesagt, das diejenigen Stellungen des Uterus, welche man früher Anteversio, Anteflexio nannte und welche man mit diesen Namen als pathologisch kennzeichnete, normale Lagen des Uterus sind. SCHULTZEs reformatorische Arbeiten haben dies erwiesen. Dennoch läßt SCHULTZE auch pathologische Anteversionen und Anteflexionen gelten. Das sind hauptsächlich diese durch chronisch entzündliche Prozesse in und über den DOUGLASschen Falten bedingten Lage- und Beweglichkeitsalterationen des Uterus.
Ferner behält SCHULTZE die Bezeichnung pathologische Anteflexion für diejenigen Zustände bei, wo der Uterus in Anteflexion starr geworden ist, die Flexionskurve nicht mehr durch diejenigen Vorgänge, welche physiologischerweise den Uterus strecken, also die Blasenfüllung, ausgeglichen werden kann. Metritische Prozesse bedingen diesen Zustand.
Die gleichen Prozesse können den Uterus in Streckstellung starr machen, so daß er nicht mehr in der Lage ist, den Kräften, welche ihn normaliter nach vorn krümmen, also dem intraabdominalen Druck, zu folgen. Ist dann der Uterus durch peri- oder parametritische Prozesse fixiert, so gewinnt das Bild der pathologischen Anteversio SCHULTZEs an Prägnanz. Von besonderer Bedeutung sind, worauf SCHULTZE vor Jahrzehnten mit aller Schärfe hingewiesen hat, zwei Dinge: Erstens, daß die Lage und die Stellung des Uterus bei diesen pathologischen Anteversionen und Anteflexionen an sich nicht pathologisch sind, daß das Pathologische nur in der Fixation, bezugsweise Starrheit des Organs beruht, und daß es zweitens fast ausschließlich entzündliche Vorgänge sind, welche diese Mobilitäts- und Flexibilitätsbeschränkung bedingen. Daraus erwächst als praktische Konsequenz, daß die pathologischen Anteflexionen und Anteversionen einer Lagekorrektur nicht bedürftig sind. Bestrebungen, sie einer mechanischen, lageverbessernden Therapie zu unterwerfen, sind unlogisch: "Anteflexionspessare" sind historisch gewordene, in die Rumpelkammer zu verweisende Instrumente. Die Therapie hat ausschließlich die die Fixation und Starrheit des Uterus bedingenden entzündlichen Prozesse ins Auge zu fassen. Vgl. die Kapitel über Metritis, Perimetritis, Parametritis, Salpingitis, Oophoritis.
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