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Atlas der HautkrankheitenE. Jacobi, 5. Auflage 1913 | |
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Hautkrankheiten Von E. Jacobi. Krankheiten T bis U.
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Ulcus e radiis Röntgen.
Tafel 20, Fig. 29.
Ulcus e radiis Roentgen
An der äußeren Haut entstehen durch Röntgenstrahlen in zu hoher Dosis, mögen dieselben auf einmal oder im Verlauf von Tagen oder Wochen angewandt werden (kumulierende Wirkung!), nach längerer Latenzzeit Veränderungen verschiedener Intensität: je nach der verabreichten Dosis und der individuellen Empfindlichkeit kommt es zum Haarausfall, wobei die Haare meistens wiederkommen, zur Dermatitis, nach deren Ablauf Pigmentierungen, auch Atrophien zurückbleiben, zur Blasenbildung, die oft länger dauernde Eiterungen im Gefolge hat, oder schließlich zur Excoriation, Ulceration und Nekrose (Fig. 29). Die dabei entstehenden, sehr schmerzhaften Geschwüre sind zunächst von einem fest anhaftenden, lackartigen, gelblichroten, diphtheroiden Belag bedeckt, nach dessen Abstoßung (bei Anwendung sehr hoher Dosen) tiefe gangränöse Substanzverluste sichtbar werden, die sich sogar auf Muskeln und Knochen erstrecken können; durch das gleichzeitig vorhandene Fieber und die intensiven Schmerzen wird das Allgemeinbefinden sehr ungünstig beeinflußt. Die Tendenz zur Heilung ist zunächst eine minimale; erst nach Monaten, bei ausgedehnteren Zerstörungen nach Jahren tritt Vernarbung ein, wobei die gebildete Narbe ohne besondere Veranlassung wieder zerfallen kann. Nach Blasenbildung, besonders aber nach Röntgenulcerationen bleiben auffällige, teils dunkel pigmentierte, teils pigmentlose, atrophische Narben zurück, die vielfach von Tele-angiektasien durchsetzt sind.
Bei Röntgenologen und Arbeitern in Röntgenbetrieben entstehen im Laufe der Zeit ganz allmählich besonders an den Händen atrophische, narbenartige Veränderungen, die Nägel fallen aus, ja, es können sich Epitheliome an den Fingern bilden, die recht bösartiger Natur sind.
Anatomisch findet man hauptsächlich eine vacuolisierende Degeneration der Gewebe, speziell der Gefäßwände, in großer Ausdehnung, wodurch die geringe Heiltendenz einigermaßen erklärlich wird; um eine Röntgenverbrennung handelt es sich also nicht!
Die Diagnose ergibt sich ohne Schwierigkeit aus dem charakteristischen Bild und dem sehr chronischen Verlauf; die Prognose ist günstig, wenn die Schädigung rechtzeitig erkannt und weitere Einwirkung der Röntgenstrahlen verhütet wird; durch die Schmerzen und die ungemein lange Heilungsdauer können allerdings die Patienten ernstlich in ihrem Allgemeinbefinden geschädigt werden. Bei Röntgenepitheliomen, die immer nur nach sehr oft wiederholter Einwirkung kleiner Dosen entstehen, ist die Prognose mindestens dubiös.
Therapie. Besonders bewährt hat sich uns die Anwendung des Quecksilberlichtes in Form der Uviol-, respektive Quarzlampe; außerdem werden abwechselnd feuchte und trockene antiseptische sowie Salbenverbände empfohlen. Mit Rücksicht auf die Schmerzen verwendet man Anästhesin, Orthoform oder Cykloform, doch darf man damit nicht zu lange fortfahren, weil die Granulationen leicht nekrotisch werden und schmierige Beläge sich bilden. Am besten wendet man neben der Blaulichtbehandlung Überschläge mit physiologischer Kochsalzlösung an und trans-plantiert, sobald gesunde Granulationen sich gebildet haben, auf diese oder excidiert das ganze Ulcus und transplantiert dann. Epitheliome sollen so frühzeitig als möglich weit im Gesunden operativ entfernt werden; bei Sitz an einem Finger wird am besten sofort exarticuliert. - Die Hauptsache ist die Prophylaxe: durch genaue und vorsichtige Dosierung, die mit Hilfe der modernen Meßinstrumente recht gut möglich ist, Abfiltrieren der oberflächlich wirkenden Strahlen bei Tiefenbestrahlungen, sowie durch Schutz der gesunden Haut vermittels Bleiblech lassen sich Röntgen-ulcera ziemlich sicher vermeiden.
Anm. 29. Moulage der Freiburger dermatologischen Klinik (Vogelbacher).
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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4. 10. 1890 Auf dem 10. Internationalen Medizinischen Kongress in Berlin verkündet Robert Koch die Entdeckung einer aus Tuberkulosebakterien gewonnenen Substanz, die Erkrankte heilen sollte. Etwas voreilig, da die Anwendung keine Heilung verursachte wie der ausgelöste Run zeigte. Heute wird diese Kochsche Lymphe als Diagnostikum in der Medizin verwendet (Tuberkulin-Test). |
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