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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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III. ABSCHNITT.
Die Krankheiten des Uterus.

Kapitel XIII.
Die desmoiden Geschwülste des Uterus.
Von Albert Döderlein.

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Sekundäre Veränderungen bei Myomen.


Wichtiger als die Myome selbst sind für das Krankheitsbild die durch sie hervorgerufenen sekundären Veränderungen des Uterus, und zwar seiner Muskulatur sowohl wie besonders seiner Schleimhaut; sind es doch mit ganz hervorragender Häufigkeit die endometritischen Entartungen, welche den Trägerinnen der Myome zuerst und hauptsächlich die Anwesenheit der Geschwülste verraten. Die Muskulatur hypertrophiert gelegentlich auf das Vielfache ihrer Masse, die Schleimhaut wuchert in Form der Endometritis glandularis hypertrophica und hyperplastica. Bei rein submukösen Fibroiden macht sich dann ein auffallender Kontrast geltend, insofern die nicht direkt von dem Myom berührte, also die gegenüberliegende Schleimhautpartie hypertrophiert, während die das Fibroid überziehende Schleimhaut mehr und mehr verdünnt wird, bis alle Drüsen verschwinden und schließlich nur eine dünne Lage interstitiellen Schleimhautgewebes das Oberflächenepithel vom Tumor trennt. Endlich kann diese Schleimhautpartie gänzlich durch Druck atrophieren,
so daß das Fibroid nackt zutage liegt.

Gleichzeitige Veränderungen an Tuben und Ovarien sind mehr nebensächlich, wohl nur die Folge der durch die Myome bedingten Blutstauung, welche zu einer Schwellung und Vergrößerung dieser Organe führt.

So gutartig ihrer anatomischen Struktur zufolge die reinen Fibromyome auch gehalten werden müssen, so können sie doch in kurzer Zeit ihren Charakter ändern, wenn Metamorphosen oder Komplikationen in ihnen erwachen. Als solche sind aufzuzählen, und zwar in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:

1) Maligne Degeneration, die auf etwa 4 Prozent der Myome geschätzt wird. Der Tumor selbst wandelt sich dann im Laufe der Zeit in ein Spindelzellensarkom um, dessen Bösartigkeit durch Metastasenbildung und hohe Rezidivfähigkeit genügend gekennzeichnet wird. In 2 Fällen sah ich mehrere Jahre nach erfolgter Kastration Fibroide maligne degenerieren, markiert durch plötzliches, rasches Wachstum der bis dahin in Wachstumsruhe verharrenden Tumoren.

Adenomyome sah ich in Form der malignen Adenome degenerieren, so daß der beträchtliche Tumor siebartig durchlöchert erschien und allenthalben von wuchernden Epithelschläuchen und drüsigen Hohlräumen durchsetzt war. Mischgeschwülste, wie Myochondrome, Myoosteome, sind wohl weit seltener und weniger bedeutungsvoll.

2) Entzündung, Infektion, Gangrän stellt ebenfalls eine höchst bedenkliche Komplikation der vielleicht bis dahin symptom- und harmlosen Geschwülste dar, welche sofort eine schwere Lebensgefahr heraufbeschwört.

In der Natur der Fasergeschwülste und in der Art ihrer geschützten Einlagerung liegt es begründet, daß diese Tumoren an sich wenig Neigung und Gelegenheit bieten, Bakterieninvasionen ausgesetzt zu werden. Erst wenn submuköse Fibroide ihre Decke durchbrochen haben, in die Uterushöhle frei hervorragen oder gar schon in die Cervix oder Scheide hereinragen, sind sie Bakterienansiedelungen ausgesetzt. Dabei kommt allerdings ein Umstand zu Hilfe, der so sehr in den Vordergrund tritt, daß er die Bakterieninvasion als lediglich sekundär, wenn auch darum nicht minder deletär erscheinen läßt. Aus ihrer Verbindung teilweise oder größtenteils gelöst fallen diese fibromatösen Polypen leicht einer partiellen oder gänzlichen Gangrän anheim, und dies tote, der Ernährung beraubte Gewebe zerfällt dann unter der Wirkung der Fäulnisbakterien, entsetzliche Jauchung, Blutung, Fieber, Sepsis erzeugend. Aehnliche Schicksale der Fibroide und ihrer Trägerinnen sah ich in früherer Zeit nach Elektropunktur der Fibroide; auch unvollendete Myomoperationen, wobei zurückgebliebene Geschwulstmassen in Kontakt mit der Außenwelt getreten waren, sowie die früher beliebten Spaltungen der Geschwulstkapsel vom Endometrium aus, geben zu solchen abscheulichen Folgezuständen Anlaß.

Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn Myome außer Ernährung geraten, ohne daß sie mit der Außenwelt in Berührung gekommen sind oder kommen können. Sie fallen dann unter erheblicher Größenreduktion einer Mumifikation anheim, wie wir sie bei extrauterinen Früchten oder auch bei uterinen gelegentlich der missed labour beobachten. Ich operierte durch Laparotomie ein im DOUGLASschen Räume eingeklemmtes Myom, das völlig frei in der Bauchhöhle lag, keinerlei Verbindung mit irgendeinem Organ mehr aufwies und nur locker und blutlos mit dem angrenzenden Peritoneum verklebt war. Auf dem Durchschnitt erschien das trockene, blutleere, graurote Myomgewebe ohne Spuren von Zerfall oder Entzündung. Auch bei vollkommener Stieldrehung subseröser Fibroide sah ich ähnliche Zustände.

Entgegen den Ovarialkystomen, die um ihres flüssigen, nährreichen Inhaltes willen bei völliger Ernährungsstörung infolge Stieldrehung gern vereitern oder verjauchen, scheinen Fibroide, wenn sie geschützt in der Bauchhöhle liegen, den Bakterien gegenüber, auch denen des Darmes, weniger anlockend sich zu verhalten.

3) Cystische Degeneration, gekennzeichnet dadurch, daß kleinere oder größere bis enorm große, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume den Tumor durchsetzen, entstehen, wie man glaubt, durch eine Entartung der Blut- oder Lymphgefäße, Teleangiektasien, Myoma lymphangiectodes; vielleicht spielen in anderen Fällen hier aber auch abnorme Einlagerungen sekretorischer Zellkomplexe eine Rolle, ähnlich wie bei den Adenomyomen.

Den häufigsten Anlaß zur Entstehung der Cystenmyome gibt aber wohl die myxomatose Degeneration, welche zu einer völligen Erweichung des Gewebes führt und so zu großen Höhlenbildungen Anlaß gibt.

4) Fett- und Amyloiddegeneration wurde in Fibroiden beobachtet. Doch sind dies wohl Veränderungen, die die Fibroide gelegentlich in Gesellschaft des Uterus mit diesem zusammen durchmachen, ich möchte sagen mehr zufälligerweise, z.B. bei puerperaler Involution, wobei die Fibroide allerdings wie der hypertrophische Uterus an Masse verlieren können; sind doch Fälle beschrieben, daß völliges Verschwinden der Tumoren vorgekommen sein soll.

Nicht selten ist endlich

5) Verkalkung, besonders bei älteren Frauen, wodurch die Fibroide in Kalksteine, Uterussteine, übergeführt werden können, in gleicher Weise, wie die Lithopaedionbildung vor sich geht. Unter welchen Umständen sich die Geschwulst mit kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk inkrustiert, ist nicht bekannt, wahrscheinlich sind es auch hier Ernährungsstörungen, welche dazu Anlaß geben. Die Tumoren können dadurch in der Tat steinhart werden, so daß schon die kombinierte Betastung die an sich ganz günstige Degeneration, die wohl jedes weitere Wachstum erstickt, diagnostizieren läßt.

Die Bedeutung dieser verschiedenen, teils primären, teils sekundären Gewebsveränderungen ist, wie aus dem Ausgeführten hervorgeht, je nach dem Charakter der Veränderung durchaus verschieden. Während auf der einen Seite Fettmetamorphose, Verkalkung und Atrophie eine Verkleinerung des Tumors bis zum Verschwinden herbeizuführen vermögen, was allerdings wohl nur selten erhofft werden darf, führen cystöse, myxomatöse Degeneration, seröse Durchtränkung zu einer oft rapiden und unbegrenzten Vergrößerungssucht. Deletär wirken septische Gangrän und sarkomatöse oder adenomatös-carcinomatöse Degeneration.

Mehr oder weniger zufällig findet man bei Myomen des Uterus Komplikationen mit andersartigen Erkrankungen der Genitalien. Die Kombination mit Ovarialkystomen der verschiedenen Art trifft man durchaus nicht selten, ich fand sie in 200 operierten Fällen 37mal, darunter, war 2mal Embryom des Ovariums. Ob ein innerer Zusammenhang zwischen diesen Geschwulstentwicklungen besteht, muß dahingestellt bleiben. 7mal fand ich gleichzeitig mit Myomen des Uterus Carcinom, und zwar sowohl Corpus- wie Cervixcarcinome. Hydro- und Pyosalpinx begegnete mir 16mal bei Myomoperationen, Irnal eine durch Tierversuche experimentell festgestellte, noch virulente Tuben- und Bauchfelltuberkulose.

Außerdem fanden sich als Besonderheiten bei den Operationen 4mal Ascites, 3mal freie Blutung in die Bauchhöhle, und zwar stammte das Blut einmal aus einem wie mit Locheisen ausgeschlagenen Loche in einer fingerdicken, über die Hinterwand des Tumors hinziehenden Vene. Die Pat. war auffallend anämisch, trotzdem sie nicht an Menorrhagien litt, was erst nach Konstatierung der großen Blutmenge in der Bauchhöhle erklärt werden konnte. Ein zweites Mal fand sich ein gelatinöses Blutgerinnsel im DOUGLASsclien Eaurne von unbekannter Herkunft, im dritten Falle mag das Blut aus den Tuben gestammt haben, welche ebenfalls Blut enthielten. Diese Kranke hatte heftige uterine Blutung, die sich zeitweise gestaut haben mag,

die leicht durchgängigen Tuben, ähnlich wie ich dies experimentell bei intrauterinen Injektionen feststellen konnte, passiert und in die Peritonealhöhle sich ergossen hatte.

Im ganzen konstatierten wir bei den 200 Fällen 102mal, also in ca. der Hälfte der Kranken, Komplikationen mehr oder weniger ernster Art.




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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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