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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

III. ABSCHNITT.
Die Krankheiten des Uterus.

Kapitel XIII.
Die desmoiden Geschwülste des Uterus.
Von Albert Döderlein.

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Behandlung der Myome.


Eine Behandlung der Myome ist so lange nicht erforderlich, als schwerere Erscheinungen, wie starke Blutungen, Druck, Blasenbeschwerden oder sonstige Komplikationen namentlich seitens des Herzens, sich nicht bemerkbar machen. Ja, v. OLSHAUSEN geht sogar so weit, daß er rät, in gefahrlosen Fällen den Frauen das Vorhandensein einer Geschwulst nicht zu verraten, um ihnen ihre "Seelenruhe" nicht zu rauben. Sobald die Frau von der Existenz einer Gebärmuttergeschwulst unterrichtet ist, wird ihr selbstverständlich die geringste Erscheinung in ihrem Abdomen Angst einflößen, sie wird in dem Gedanken an eine vielleicht doch nötig werdende Operation sich mehr verzehren, als das Myom selbst dazu Anlaß bieten würde. Symptomlose Fibroide bleiben also am besten unbehandelt und unbekannt.

Die symptomatische Therapie kann bei der Vielheit der Symptome sehr verschiedene Aufgaben haben; die vornehmste ist, die angesichts der Häufigkeit, Schwere und Schädigung des Gesamtkörpers in erster Linie zu fürchtende Entartung der menstruellen Blutung zu bekämpfen. Da es aber wohlcharakterisierte, anatomische Veränderungen der Uterusschleimhaut sind, welche die Blutungen veranlassen, so wird der Erfolg stets ein geringer, rasch vorübergehender sein. Trotzdem werden wir immer wieder davon Gebrauch machen müssen, uns mit auch nur geringer Wirkung zufrieden gebend, da es vielleicht damit gelingen kann, die Frau bis zum Eintritt des Klimakteriums über Wasser zu halten.

Als beliebte, intern wirkende Haemostatica sind zu verzeichnen: Secale cornutum und dessen Präparate.

Die Hauptwirkung des Secale beruht auf dessen Eigenschaften. die glatte Muskulatur, insonderheit diejenige der Blutgefäße wie auch diejenige des Uterus zu Kontraktionen anzuregen. Die wesentlichen Bestandteile des Secale, sowie dessen Extraktes, des Ergotin, sind Ergotinsäure, Sphacelinsäure und als basischer Bestandteil Cornutin, auf die beiden letzteren wird neuerdings besonderes Gewicht gelegt, während die nur die Ergotin- oder Sclerotinsäure enthaltenden Präparate (Extr. secal. corn. Ph. g. und Ergotin BONJEAN) für weniger wirkungsvoll gelten.

Als empfehlenswert, und zwar sowohl zur Darreichung per os wie auch zu subkutanen Injektionen, gilt das Extract. secal. cornut. BOMBELON und DENZEL (Tr. haemostyptica DENZEL). Wert ist darauf zu legen, daß die Präparate nicht zu alt, jedenfalls kein Jahr alt sind; zur Zeit der frischen Ernte des Mutterkorns, August bis Oktober, empfiehlt es sich, das gemahlene Korn selbst als Pulv. secalis cornuti 0,5-1,0 mehrmals täglich kurgemäß zu verwenden.

Von neueren Mitteln sind noch hervorzuheben Hydrastis canadensis mit seinem Derivat Hydrastinin, und das Stypticin. Gebräuchliche Kezeptformen sind: Extr. hydrastis canadensis americanum, zweistündlich 15-20 Tropfen, Stypticin in komprimierten Tabletten, täglich 5-6 Tabletten a 0,05 g, oder: Stypticin 0,05, Sacch.alb. 0,5 M.f.p.D.t. Dos. No. XV, 4-5mal täglich l Pulver zu nehmen, oder: Stypticin 1,5, Pulv. et succ. liq. q.s.ut.f. pill. No. XXX, 4-mal täglich, l Pille (HEFFTER, Monatschr. f. Geb. und Gynäk., Bd.l, p. 131).

Alle diese Mittel müssen lange Zeit hindurch, eigentlich solange die Blutung dauert, verabreicht werden, wenn möglich sollte die Pat. jedesmal einige Tage vor Einsetzen der Blutung mit der Arznei beginnen. Ergotinkuren in Form der subkutanen Injektionen wurden schon jahrelang fortgesetzt bis zu mehr als tausend Injektionen bei einzelnen Kranken.

Da das Ergotin nur auf dem Umweg der Uteruskontraktion auf das Myom einwirken kann, ist Bedingung für den Erfolg, daß dieses in die Uterusrnuskulatur eingebettet ist. Subseröse Myome werden deshalb am wenigsten durch Ergotin beeinflußt werden, auch die submukösen eignen sich hier nur wenig oder gar nicht, am ehesten versprechen interstitielle. von kräftiger Uterusmuskulatur rings umgebene, einen Erfolg.

Neben diesen internen Haemostaticis finden auch lokale Mittel Anwendung in Form der heißen Vaginalduschen (40-50oC) oder vaginale Tamponade mit Salicylwattetampons oder Jodoformgaze.

Eine Lokalbehandlung der Uterusschleimhaut in Form der Aetzung mit Causticis, Injektionen von 10-proz. Chlorzinklösung, reinem Liquor ferri sesquichlorati, Jodtinktur und ähnlichem oder auch vermittelst Abrasio mucosae, welch letztere wir ja sonst bei Endometritis fungosa so sehr schätzen, ist bei allen submukösen Myomen kontraindiziert und auch erfolglos. Bei kleineren interstitiellen Myomen kann ebenso wie bei den subserösen ein Versuch mit intrauteriner Lokalbehandlung gefahrlos unternommen werden, da hier das Myom selbst kaum durch die Therapie geschädigt wird, wie dies bei den submukösen der Fall ist. die eben der Schleimhaut zu nahe sitzen.

Vor der Anwendung der Vaporisation von SNEGUIREFF möchte ich auf Grund meiner Erfahrung warnen. Ich sah in einem Fall alsbald nach der Vaporisation hohes Fieber einsetzen, das anderen Tags die Totalexstirpation des Uterus nötig machte, wodurch die Kranke gerettet wurde. Das Myom war in stinkende Zersetzung übergegangen.

Der regelmäßige Gebrauch von jod- und bromhaltigen Bädern, wie sie die Quellen von Kreuznach, Tölz. Hall in Oesterreich spenden, oder von Eisenmoorbädern, wie Franzensbad, Elster. Aibling u.a. ist zweifellos von günstiger Wirkung. Doch würde man wohl einem ungerechtfertigten Optimismus verfallen, wollte man hier eine spezifische Einwirkung auf die Myome annehmen; es ist vielmehr die Kräftigung des Gesamtorganismus, Besserung der Blutbeschaffenheit, Hebung des Appetites etc., was die Wirkung erzeugt. Wir müssen uns immer vor Augen halten, daß bei den Myomen jede, wenn auch nur vor­übergehende Besserung freudig begrüßt werden muß, ist doch: "Zeit gewonnen, alles gewonnen", da man immer auf den Eintritt des Klimakteriums seine Hoffnung setzen darf.

Zu warnen ist in der Lokalbehandlung vor der von nelaton empfohlenen Spaltung der Cervix oder der Myomkapsel, ein Verfahren, das nicht mehr Anwendung findet.

Ebenso tritt wiederum sehr in den Hintergrund die mit so viel Enthusiasmus gepriesene Elektrolyse nach APOSTOLI, welche nach endgültigem Urteil wohl mehr Enttäuschung als Erfolg erzielte. Ich selbst habe früher vielfach und in einzelnen Fällen lange fortgesetzt Myomkranke elektrisiert, ohne durch den Erfolg für die viele Mühe belohnt zu sein.

Die Methode besteht darin, daß eine Elektrode, und zwar die Anode, also der positive Pol, in Form einer metallischen Uterussonde oder als eigentümliche Kohlenelektrode in die Uterushöhle eingeführt wird, während die Kathode als breite, das ganze Abdomen bedeckende, feuchte Kompresse von Zeug, Ton, Mooskissen von außen Anwendung findet. Der konstante Strom wird geschlossen und mittels eines Rheostaten langsam auf die gewünschte Stärke von 200-250 Milliamperes gebracht. Die Sitzung dauert jedesmal 3-5 Minuten, eine meist recht qualvolle Zeit für die Frau, und wird wöchentlich 2mal wiederholt und beliebig lange, Jahr und Tag fortgesetzt. Die Wirkung ist die, daß der trockene, positive Pol bei dieser Stromstärke das Gewebe verschorft, die Uterusschleimhaut also zerstört wird. Außerdem sollen aber auch elektrolytische Zersetzungen im Tumor selbst ausgelöst werden, die zu dessen Verkleinerung oder Resorption führen.

Die Umständlichkeit, lange Dauer, große Schmerzhaftigkeit und Erfolglosigkeit der oft zu wiederholenden Prozedur raubt ihr immer mehr Anhänger. In der geschilderten Weise ausgeführt, dürfte sie wenigstens gefahrlos sein, während die auch empfohlene Methode der Elektropunktur, wobei die Kathode in Form einer langen, spitzen Nadel per vaginam in den Tumor eingestoßen wird, während die Anode auf Abdomen oder Kreuzbeingegend kommt, dadurch, daß sehr häßliche, eiternde Fistelgänge in die Geschwulst eingebrannt werden, dringend widerraten werden muß.

Ich sah eine so behandelte Kranke unter entsetzlicher, stinkender Gangrän des Tumors an allgemeiner Sepsis elend zugrunde gehen. Neuerdings ist auch die Röntgenbestrahlung in den Dienst der Myombehandlung gestellt worden und es liegen schon von mehreren Autoren wie DEUTSCH, PRÄNKEL, FOVEAU DE COURMELLES, ALBERS-SCHÖNBERG, KRÖNIG) günstige Erfahrungen hierüber vor. Die Wirkung wird auf dem Umwege der Ovarien erwartet, die nach der Bestrahlung atrophieren und damit das Klimakterium herbeiführen, womit ja die Blutungen sistieren. Fälle, die nicht zur operativen Entfernung der Myome drängen und bei denen die Blutungen im Vordergrund der klinischen Erscheinungen stehen, werden künftighin einen Versuch mit der Röntgenbehandlung rechtfertigen. Die Technik dieser Behandlung erfordert spezialistische Kenntnisse in der Röntgentherapie, um unerwünschte Folgezustände, wie namentlich die so sehr zu fürchtenden Verbrennungen vermeiden zu können.




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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