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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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III. ABSCHNITT.
Die Krankheiten des Uterus.

Kapitel XIV.
Die epitheloiden Geschwülste des Uterus.
Von Otto Küstner.

Seite: 2/17Zurück (I.Adenom)[ I.Adenom | II.Carcinom | Anatomie | Corpus | Portio/Cervix | Mikroskopie | Doppelte Ca | Klinik | Diagnose | Therapie | Radikale Op | Vaginale Op | Abdominale Op | Erweiterte Op | Palliative Therapie | SS | III.Sonstige ]Weiter (Anatomie)


II.Carcinom

Statistik, Frequenz, Histogenese.
Das Carcinom des Uterus ist sehr häufig. Wenn in einigen großen Statistiken von allen Carcinomen das Magencarcinom an Häufigkeit prävaliert, findet T. S. CULLEN in einer Sammelstatistik über 31000 Carcinomfälle das Magencarcinom mit 21 Proz., das des Uterus mit 29 Proz. vertreten. Und wenn auch das Magencarcinom absolut häufiger sein sollte, als das Uteruscarcinom, so würde dennoch der Uterus dem Magen gegenüber einen Prädilektionssitz repräsentieren, weil nur die Hälfte der Erkrankungsfähigen einen Uterus, alle einen Magen haben. Von allen carcinomkranken Frauen leidet, das geht mit auffallender Uebereinstimmung aus allen Statistiken hervor, der 3. Teil an Uteruscarcinom.

Wenn in neuerer Zeit die statistischen Erhebungen eine erschreckende Zunahme der Frequenz des Carcinoms (Zunahme des Carcinoms bei Rückgang der allgemeinen Sterblichkeit) zu erbringen scheinen, so ist zunächst nicht außer acht zu lassen, daß die Verbesserung der diagnostischen und therapeutischen Methoden, die bedeutende Verbesserung sanitärer Einrichtungen, Zunahme der Krankenhäuser, die allen Bevölkerungsschichten zugute kommende gesteigerte Möglichkeit einer geordneten Krankenbehandlung und nicht zum mindesten die in die breitesten Volksschichten rapide eindringende Kenntnis von der Häufigkeit des Krebses Momente sind, welche heutzutage viele Carcinome der Diagnose und Therapie zugänglich machen, die früher unerkannt geblieben wären.


Fig. 199. Carcinoma corporis uteri. 3/4 nat. Gr. Frau S., 61 J. alt, hat sieh spät verheiratet, nie geboren, nie abortiert; Menopause seit 10 Jahren, seit 1 Jahre werden mitunter blutige Beimengungen zu einem sehr unbedeutenden genitalen Ausfluß beobachtet. Totalexstirpation 15. Mai 1903. Heilung. Ende 1907 noch gesund.
Fig. 200. Carcinoma corporis uteri. 3/4, nat. Gr. Frau T., 57 Jahre alt. Operation 7. Mai 1903. (Tod an Rezidiv 1906.)

Sitz des Uteruscarcinoms sind am häufigsten Cervix und Portio, relativ selten das Corpus (89:11 Proz nach meiner Erfahrung), das Prädilektionsalter für das Portio- und Cervixcarcinom ist das 5. (38 Proz. meiner Erfahrung), für das des Corpus das 6 (50 Proz.) Lebensdezennium. Vor dem 30. Jahre ist das Uteruscarcinom selten (2 Proz.), vor dem 20. nur ganz vereinzelt beobachtet; selten ist es nach dem 70. Lebensjahre.

Das Portio- und Cervixcarcinom findet sich häufig bei brauen, welche geboren, nicht selten bei solchen, welche oft geboren haben. Zu dem Corpuscarcinom stellten die Nulliparae ein verhältnismäßig hohes Kontingent.

Ob unter den prädisponierenden Momenten die Erblichkeit eine Rolle spielt, wie aus Einzelbeobachtungen hervorzugehen scheint, läßt sich, angesichts der Häufigkeit der Carcinomerkrankung überhaupt, zurzeit noch nicht entscheiden.

Wohl aber gilt für das Uteruscarcinom in einem Punkte dasselbe wie für das Carcinom überhaupt; das scheint aus klinischer Erfahrung wie aus anatomischer Beobachtung unabweisbar hervorzugehen: Auch das Uteruscarcinom entwickelt sich mit großer Vorliebe an solchen Stellen, welche früher und lange Zeit der Sitz von Gewebsveränderungen entzündlichen Charakters gewesen sind. Das geht daraus hervor, daß lange bestehende Uteruskatarrhe, Cervixkatarrhe, ganz besonders oft Schleimhautentzündungen auf Lacerationsektropien die Vorläufer des Carcinoms waren. Die meisten Blumenkohlkrebse lassen noch deutlich die durch Lacerationsektropium verunstaltete Form der Portio erkennen. Auch klinisch gelingt der Nachweis, daß der Carcinomentwickelung lange dauernde entzündliche Prozesse vorausgingen, relativ oft. Oft sind hartnäckige Endometritiden Objekt der Behandlung gewesen. Die Tatsache, daß das Uteruscarcinom häufig Frauen befällt, welche viele Kinder geboren haben (5,1 Partus im Durchschnitt nach GUSSEROWS Statistik), kann nur so gedeutet werden, daß die Häufung der Geburts- und Wochenbettsschädigungen leichter chronischentzündliche Prozesse veranlaßt.

Von besonderem Interesse ist es, daß ich schon Anfang der 80er Jahre Fälle angetroffen und publiziert habe, wo es, soweit dieser Beweis überhaupt klinisch zu erbringen ist, für erwiesen gelten konnte, daß der Grundstock für das Carcinom durch zurückgebliebene und weiter ernährte Deciduainseln (Deciduome) abgegeben worden war.

Für die Histogenese auch des Carcinoms des Uterus gilt das aus der allgemeinen Pathologie Bekannte. Die Carcinome sind Abkömmlinge des Epithels; ob primär diesem oder dem darunter gelegenen Bindegewebe, welches durch Wucherung Epithelabspaltungen bedingt (RIBBERT), die größere aktive Rolle zukommt, oder ob embryonale Epitheleinschlüsse später zu Carcinom auswachsen (COHNHEIM), worin ferner die spezifische histologische Umwandlung der Epithelzelle in die Carcinomzelle, ob in einer Art Rückentwickelung, Anaplasie, (v. HANSEMANN) oder in einer irregulären protoplasmatischen Entwicklung (Kataplasie, BENEKE) besteht, und was sie dazu veranlaßt, muß zurzeit als unentschieden betrachtet werden.

Schon vor etwa zwei Jahrzehnten wurden von MALASSEZ, THOMA U. a. in den Carcinomen Zelleinschlüsse, d. h. kleine, stark lichtbrechende Körperchen, entdeckt, welche von ihnen als tierische Parasiten (Protozoen, Sporozoen, Coccidien) gedeutet und in ursächliche Beziehung zum Carcinom gebracht wurden. Später sind von SANFELICE, BUSSE U. a. m., am Uteruscarcinom besonders von LEOPOLD, diese Zelleinschlüsse genauer studiert und als Hefearten angesprochen worden. JÜRGENS bezeichnete sie als Sarkosporidien. LEOPOLD gelang nicht nur die Reinkultur derselben, er konnte eine Art Gärung erregende Eigenschaft an ihnen nachweisen und durch Uebertragung auf Ratten Geschwülste erzeugen, von welchen er glaubte, daß sie anatomisch und durch die Eigentümlichkeit, Metastasen zu bilden, den Carcinomen nahe ständen. PETERSEN und EXNER konnten auf diese Weise nur entzündliche Tumoren erzeugen, welche mit dem Primärtumor histologisch nicht übereinstimmten. Sie halten, wie die meisten Pathologen, die Krebsparasiten nur für Schmarotzer im Krebs, nicht für Erreger des Krebses.





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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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20. 4. 1902
Das Ehepaar Pierre (gest. 1906) und Marie (1867-1934) Curie isolieren das Element Radium 1903 erhalten sie gemeinsam mit Henri Becquerel (1852-1908) den Nobelpreis der Physik für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Radioaktivität.

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