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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

Lungenleiden, Lungen-Entzündung, Tuberkulose, Asthma, Rippenfell-Entzündung, Lupus, deren Entstehung, Wesen und Heilung.
Von Louis Kuhne.

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Lungenleiden


Jener furchtbare Würgengel, welcher in der Gegenwart die Menschheit in erschreckender Weise heimsucht und seine Opfer in allen Alters- und Berufskreisen fordert, die Lungenschwindsucht, die Tuberkulose, bereitet auch der ärztlichen Wissenschaft einen ungemessenen schwierigen Kampf.

Ist doch keine Krankheit heute so verbreitet, als gerade das Lungenleiden, die Tuberkulose in ihren verschiedenen Formen und Stadien! Die äusseren Erscheinungen dieser gefürchteten Krankheiten sind so verschiedene, dass kaum zwei von ihnen vollständig übereinstimmen. Klagt der eine von ihnen Betroffene über Atemnot, Asthma, so klagt der andere über Kopfschmerzen, ein dritter über schlechte Verdauung, der vierte verspürt nichts, bis er vierzehn Tage vor seinem Ende plötzlich von einer Lungenentzündung heimgesucht wird, ein fünfter bemerkt ebenfalls nichts, bis er, plötzlich von der "galloppierenden" Schwindsucht befallen, in wenigen Tagen zu Grunde geht. Ein sechster leidet nach seiner Meinung an Knochenfrass, während er in Wirklichkeit an Tuberkulose erkrankt ist. Bei vielen Lungenleidenden pflegen sich Schmerzen in den Schultern einzustellen, bei anderen wieder gehen Augen- und Gehörleiden daneben einher und verdecken die wahre Ursache; ferner sind es nicht selten Halsleiden, Rachen- oder Bronchial-Katarrhe, Stockschnupfen u. a. m., welche auf Lungenleiden zurückzuführen sind; bei noch andern zeigt sich ein beständiges Fussleiden, offene Füsse und Unterschenkel, schliesslich beobachtet man als Folge-Erscheinungen Lupus (fressender Hautwolf) und Flechten, die ebenfalls den nicht in meine Gesichtsausdruckskunde Eingeweihten über den wahren Sitz solcher Leiden täuschen.

Als äussere Merkmale sind bei fast allen Lungenleidenden mehr oder weniger geöffneter Mund, sowohl bei Tage, als auch nachts beim Schlafen zum Zweck schnelleren Atemholens, zu verzeichnen, weil eben die zu grosse innere Hitze beständig durch schnelle Zufuhr neuer Luftmassen gekühlt sein will.

Der Zweck der Lungen ist der, das im Körper befindliche Blut durch Zufuhr frischer Luft fortwährend zu reinigen. Kann diese Reinigung infolge Belastung der Lungen mit den sie in ihren Funktionen behindernden Fremdstoffen nicht mehr vollständig vor sich gehen, so werden die zur Ausscheidung bestimmten schlechten Stoffe nach und nach in immer grösserer Menge im Körper verbleiben und damit jene Fremdstoffe sehr bald erheblich vermehren. Da nun dieser Vorgang vor allem die Lungen betrifft, so werden sie auch am empfindlichsten heimgesucht. Die Folge davon ist, dass das ganze Blut völlig unnormal wird, dass im Innern des Körpers sich eine verzehrende austrocknende Hitze entwickelt. Durch diese zu grosse Hitze gerät die Lunge in einen entzündeten, chronisch brandigen Zustand. Die brandig gewordenen Teile wandeln sich dann in ein sogenanntes totes Gewebe um, das nicht selten durch den Auswurf beim Husten seine Ausscheidung findet.

Mit Recht herrscht heute eine unbegrenzte Furcht vor den Lungenkrankheiten, weil die moderne Schule, wie füglich nicht bestritten werden kann, erst die vorgeschrittenen Stadien derselben zu erkennen vermag. Erst dann gelingt ihr die Feststellung vermittelst Beklopfens und Behorchens, übrigens ein durchaus unzuverlässiges und ungenügendes Erkennungsmittel dann, wenn Heilung meist nicht mehr möglich ist. Eine traurige Thatsache ist es, dass die jahrelangen Vorstadien der Lungenkrankheiten der modernen Schule bis jetzt leider völlig unbekannt geblieben sind, weil ihre unvollkommene Diagnose zu deren Erkennung nicht ausreichte. Es ist ebenso unmöglich, eine zerstörte Lunge durch das "berühmt" gewordene Tuberkulin wiederherzustellen, als durch chirurgische Eingriffe, wie die neuerdings versuchte Beseitigung von Lungenkavernen eine Heilung herbeizuführen. Giebt es doch überhaupt kein Mittel, das Zerstörungsprozesse in den Lungen wieder völlig auszugleichen vermag, wohl aber ein solches, welches diesen oft jahrelang allmählich sich heranbildenden Prozess auf seinem eigenen Wege zurückbildet. Durch mein Verfahren ist es endlich gelungen, diese Rückwärtsbewegung des Krankheitsprozesses durchzuführen. Das Wichtigste bei der Behandlung aller Lungenkrankheiten ist eben das rechtzeitige Erkennen der Vorstadien derselben, wie solche viele Jahre vorher, oft schon im Kindesalter, vorhanden sind und auch durch meine Gesichtsausdruckskunde erkannt werden. Deshalb ist diese neue Untersuchungsart für die Erkennung der Lungenkrankheiten von unberechenbarem Wert. Freilich war für die moderne Schule dies frühzeitige Erkennen ziemlich gleich-giltig, weil sie weder in frühen, noch in späteren Stadien der Tuberkulose eine wirkliche Heilung erzielen konnte. Die Anfangsstadien des Übels betreffen Zustände, von welchen auch der betreffende Patient oft noch nicht die leiseste Ahnung hat. Es hält daher vielfach oft recht schwer, solche Patienten überhaupt von dem Vorhandensein eines Lungenleidens zu überzeugen. So ist es mir einmal ergangen, als ich in der wohlmeinendsten Absicht einem anscheinend blühend gesunden Mädchen, das in meinen Diensten stand, sagte, dass es schwer lungenleidend sei und mit meiner Kur anfangen möchte, andernfalls es voraussichtlich in Jahresfrist sterben würde. Mir wurde von diesem Mädchen in vollster Entrüstung versichert, es sei kerngesund und bedürfe keiner Kur. Ich schwieg und wiederholte vier Monate vor ihrem Tode noch einmal meine Warnung, jedoch mit demselben vergeblichen Resultate. Drei Monate darauf legte es sich und wurde in weiteren vier Wochen von der galloppierenden Schwindsucht dahingerafft. Dieser und weitere ähnliche Fälle haben mich belehrt, dass es sich nicht immer empfiehlt, jemanden ohne weiteres auf seine Krankheitsanlagen aufmerksam zu machen, sondern dass es oft besser ist, damit zu warten, bis man gefragt wird. Es hat dies auch insofern seine Berechtigung, als bei der Neuheit meiner Gesichtsausdruckskunde vielen die Wahrheit dieser Wissenschaft noch ganz unfassbar ist. Durch dieselbe wird jedermann in den Stand gesetzt, allen Krankheiten frühzeitig derartig vorzubeugen, dass es viel seltener zu einem so vernichtenden Leiden wie Tuberkulose kommen kann. Nach diesen allgemeinen Erörterungen sei es mir gestattet, die Entstehungs-Ursachen der Lungenkrankheiten einer Besprechung zu unterziehen. Alle Lungenleiden sind stets Endstadien vorangegangener anderer nicht wirklich geheilter, sondern durch Medikamente in den Körper zurückgedrängter Krankheits-Erscheinungen, in erster Linie von Geschlechtskrankheiten, entweder in direkter oder in indirekter Folge, in letzterem Falle also in ihrer Anlage bereits durch Vererbung auf die Kinder übertragen. Diese Fremdstoffe, in einem latenten chronischen Stadium abgelagert, treten bei der Zeugung aufs neue hervor und machen später bei den Kindern sich in Form von Skrofulose oder Tuberkulose geltend. Sind doch die Zeugungsprodukte immer die Resultatsprodukte des gesamten Organismus, d. h. eine Quintessenz, die genau mit den Eigenschaften der oder des Zeugenden ausgestattet ist und diese Eigenschaften auf das erzeugte Wesen überträgt. Ich habe beobachtet, dass Skrofulöse ausnahmslos in späteren Jahren zur Tuberkulose wird, so dass erstere immer als ein Vorstadium zu letzterer anzusehen ist. Daraus erhellt, dass im Anfange, also bei der Skrofulose, der Körper noch so viel Lebenskraft besitzt, um die Krankheitsstoffe mehr nach aussen zu drängen und von den edleren Organen fernzuhalten, dann aber nach und nach seine Kraft dazu verliert und schliesslich bei der Tuberkulose die Zersetzung innerer Organe durch die Fremdstoffe nicht mehr zu verhindern vermag. Absolut ausgeschlossen ist es, dass wirklich gesunde Menschen bei einer eintretenden Belastung mit Fremdstoffen sofort an Tuberkulose irgendwelcher Art erkranken, mögen dieselben auch noch so viel Tuberkelbazillen eingeatmet haben. Zur Entwickelung der Tuberkulose müssen bereits sehr hohe zerstörende innere Temperaturen vorhanden sein, weil nur in solch abnormen Temperaturen Tuberkelbazillen entwickelungsfähig sind. Solche hohe, unnormale Temperaturen im Körper sind aber nur bei bereits durch Generationen fortvererbten Belastungszuständen oder in solchen Fällen möglich, wo das Individuum durch eine sinnlose, naturwidrige Lebensweise seinen Organismus vollständig zu Grunde gerichtet hat.

Die Hauptsache ist, uns klar zu machen, dass alle Lungenleiden, ebenso wie alle anderen Krankheiten ihre Entstehungsquelle im Unterleibe, d. h. in einer sehr geschwächten Verdauung haben. Liegt vielleicht auch in den meisten Tuberkulosefällen eine vererbte Krankheitsursache vor, so darf man dieselbe doch nicht so denken, dass etwa eine direkte Durchsetzung und Zersetzung der Lungen mit Fremdstoffen eingetreten, sondern nur so, dass sich eine im Verhältnis zu allen übrigen Organen schwächere, zartere, widerstandsloser entwickelte Lunge ausgebildet hat. Sie muss, weil sie naturgemäss ihrer geringen Widerstandskraft wegen sich der Fremdstoffe nicht energisch erwehren kann, selbstverständlich ganz besonders zum Sitz derselben werden. Die infolge mangelhafter Verdauung sich im Körper bildenden Fremdstoffe wählen, vermöge der inneren Spannung ihren Ablagerungsplatz hauptsächlich da, wo sie den geringsten Widerstand finden. Es ist daher für alle, die ererbte Anlagen zu Lungenleiden haben, von grosser Bedeutung, jede weitere Belastung des Körpers mit Fremdstoffen zu verhindern. Wie ich bereits in der Entwickelung meiner Fiebertheorie klargelegt habe, ist die Ursache aller Krankheiten im Unterlerleibe zu suchen, was ganz besonders bei solchen Krankheiten der Fall sein wird, die gewissermaassen das Endstadium vorangegangener akuter und latenter Krankheiten sind. Wird diese Thatsache auch jetzt noch den meisten unerklärlich scheinen, so findet sie doch ihre sehr naheliegende Begründung darin, dass eine normale Verdauung den allerwenigsten bekannt ist, ebenso wenig der Unterschied zwischen einer normalen und einer unnormalen Verdauung. Die meisten glauben, dass, wenn die Speisen, die sie gemessen, nur immer schön glatt durch den Körper hindurchgehen, so glatt von dem Magen aufgenommen werden und in ihren Resten ohne Schwierigkeit den Körper verlassen, dies schon eine normale Verdauung sei. Daran aber, dass der Verdauungsprozess ein Gärungsprozess ist, dass dieser Gärungsprozess unter sehr verschiedenen Bedingungen und Temperaturen vor sich geht, und dass nur eine bestimmte Temperatur des betreffenden Organismus zu einer für ihn vollständigen Verdauung führen kann, jede Abweichung davon aber schon zu Störungen Veranlassung giebt, daran denken die wenigsten. Weiss doch auch unsere moderne Schule herzlich wenig von diesem wichtigen Gebiete.

Geht nun der Gärungsprozess der Verdauung normal von statten, so wird auch die Ernährung des betreffenden Individuums eine vollkommene sein. Thatsache ist, dass ganz gesunde Menschen nur wenig und ganz einfache Nahrung zu geniesen brauchen, und daraus doch genügende Kraft und Belebung der Lebenskraft ziehen, während andere, kränkere, oft ungeheure Portionen der allerfeinsten Küche zu sich nehmen, ohne davon einen wesentlichen Nutzen für ihren Körper zu haben. Im Gegenteil, sie legen demselben damit eine so bedeutende Arbeit auf, dass er meist zu jeder andern, besonders zu jeder Ausdauer erfordernden Arbeit unfähig wird. Wie oft begegne ich Menschen, die trotz der ausgesuchtesten Ernährungsweise körperlich und geistig verhungern, worüber sich dann alle Welt wundert, und schliesslich heisst es einfach: "Bei dem schlägt nichts an". Erlebe ich es doch täglich in meiner Praxis, dass Leute, welche früher bei feinster, sogenannter nahrhafter Kost (Fleisch, Eier, Wein, Bier u. s. w.) immer leistungsunfähiger wurden, nach längerem Gebrauche meiner Kur bei einfacher, reizloser Kost geistig und körperlich erstarkten und sich wieder arbeitskräftig fühlten, obwohl sie vielleicht nur den dritten Teil so viel Nahrung zu sich nahmen als früher. Tausende von Patienten, die diesen Aufschwung an sich erlebt haben, sind und bleiben für alle Zeiten ein lebendes Zeugnis für die Unrichtigkeit der diätetischen Vorschriften der modernen Schule, die irrtümlicherweise auf den Genuss von Fleisch und andern aufregenden Speisen und Getränken ihr Hauptaugenmerk richtet, ganz vergessend, in welch unerhörter Weise sie dadurch auf ein Krankwerden der Verdauungsorgane hinarbeitet.

Dieselbe Ursache, welche die Affen aus den Tropen so schnell in unsern zoologischen Gärten an der Schwindsucht sterben lässt, nämlich eine durch die veränderte Nahrungsweise erzeugte Verdauungsstörung, bringt es auch dahin, dass sie überhaupt sobald an der Schwindsucht erkranken. Das kältere Klima, dem man bis jetzt allein die Schuld in die Schuhe geschoben hat, trägt, nur insofern dazu bei, als in kälteren Temperaturen der Gärungsprozess der Verdauung langsamer vor sich geht, besonders noch dann, wenn die Tiere nicht einmal die ihnen von der Natur bestimmte Nahrung erhalten können. Dann wirken also zwei für ihre Gesundheit nachteilige Faktoren vereint zusammen. Nicht selten hatte ich Gelegenheit, Affen in ihren verschiedenen Gesundheitsstadien nach ihrer Dislokation zu beobachten, und habe ich auch vermöge meiner Diagnose genau feststellen können, wie es im Anfang nur die Verdauung war, welche unnormal wurde, ehe sich noch andere Leiden zugesellten. Bei uns Menschen ist es genau ebenso, nur liegt die Sache insofern günstiger, als wir den Temperaturverhältnissen angepasst sind, demnach es nur mit einer unrichtigen Ernährungs- und Lebensweise zu thun haben.

Vielfach beobachtete ich bei Lungenkranken, wie der Körper selbst bei Zuführung der ausgesuchtesten Speisen nicht mehr im stande war, sich zu ernähren, sondern vielmehr durch die zu grosse innere Hitze völlig verdorrte. Der Nährwert wird nicht in der Zusammensetzung der Speisen, in der Auswahl von Extraktivstoffen geschaffen, sondern einzig und allein durch die Verdauungsfähigkeit des betreffenden Körpers. Wie verschieden aber diese Verdauungsfähigkeit ist, weiss der am besten zu beurteilen, der viel mit Kranken zu thun hat. Ist nun im Körper bereits eine hochgradige Belastung mit Fremdstoffen vorhanden, so ist die Lunge wegen ihrer Grösse und wegen ihres Umfanges dadurch ganz besonders gefährdet, weil die nach dem Kopfe drängenden Fremdstoffe meist durch die Lungen ihren "Weg nach oben nehmen müssen. Sind die Lungen auf diese Weise selber erst stark belastet, so werden sie in vielen Fällen der besondere Ablagerungsort der Fremdstoffe, welch letztere dann nicht mehr wie früher nach dem Kopfe drängen.

Falls Zersetzungsprozesse in der Lunge eintreten, so sind es meist die Lungenspitzen, welche zuerst zerstört werden. Dies hat seine Begründung darin, dass die im Körper befindlichen Fremdstoffe bei ihrer Umwandlung oder Gärung stets nach oben drängen. Die Lungenspitzen endigen bekanntlich in den Schultern; wenn die Gärungs-Zustände im Gange sind, so drängen die Gärungsstoffe nach oben in die äussersten Lungenspitzen, und da sie dann, weil ihnen die Schultern eine Grenze setzen, nicht weiter können, so werden gerade diese äussersten Punkte den ärgsten Zuständen dieser Gärung und vielen Reibungen ausgesetzt sein. Dies ist die Ursache der vielen Schulterschmerzen und jenes Stechens, welches Lungenkranke, solange die Lunge noch nicht zerstört ist, so oft empfinden.

Nach diesen Auseinandersetzungen will ich jetzt zu der Erklärung des Entstehens der Tuberkelknoten übergehen. Der Bildung der Tuberkelknoten liegt derselbe Vorgang zu Grunde, der zu Hämorrhoidal- und Krebsknoten, sowie allen anderen Knoten bis zur kleinsten Pickel im Körper führt. Zur näheren Beschreibung dieser Entstehungsursachen muss ich etwas weiter ausholen. Schon früher habe ich erwähnt, dass ein gesunder Körper stets eine feuchtwarme Haut hat, chronisch Leidende dagegen weisen meist eine trockene, unthätige Haut auf. Im ersteren Falle hat der Körper noch die volle Lebenskraft, um alle für ihn nachteiligen Stoffe nach aussen herauszuschaffen, im anderen nicht mehr. Hier bleiben also viele zur Ausscheidung bestimmten Stoffe im Körperinnern sitzen und bilden so die Disposition zu Krankheiten. Nun wird man aber schon vielfach die Beobachtung gemacht haben, dass sich bei manchen Leuten zu bestimmten Jahreszeiten periodisch stets Hautgeschwüre meist am Gesäss, am Halse oder an den Armen einzustellen pflegen.
Vorher hat dann schon lange den Betreffenden eine gewisse Schwere im ganzen Körper gelegen, die mit der Entleerung der Geschwüre ihr Ende erreichte. Nach der Beendigung dieser Geschwürkrise fühlt sich der Betreffende dann wieder wie neu geboren, oder wenigstens wesentlich leichter und frischer. Verfolgen wir diesen Vorgang noch etwas näher und namentlich die Entstehung solcher Geschwüre. Zuerst beobachten wir, dass dort, wo sich ein Geschwür bilden will, schon Tage und Wochen vorher eine etwas harte Stelle entsteht, die sich allmählich zu röten anfängt. Sie nimmt dann an Umfang zu, erhebt sich immer höher, so dass sie schliesslich einen dicken, festen Knoten in der Haut bildet, der, Schmerzen erzeugend, sich immer mehr rötet und entzündet. Es findet dabei von allen Seiten ein beständiges Ziehen nach diesem Knoten hin statt, das namentlich bei Bewegungen oft äusserst empfindlich ist. Hat die Geschwulst ihren Höhepunkt erreicht, so geht sie aus ihrem harten Zustande allmählich in einen weicheren über, bis sich ihr immer weicher werdender Inhalt eine Öffnung durch die Haut schafft und nach aussen entleert. Hierdurch ist dann der zur Bildung dieses Geschwürs erforderlich gewesene Krankheitsstoff vom Körper direkt nach aussen geschafft worden. Es stellt dieser Vorgang also nichts weiter dar, als eine vom Körper selbst bewerkstelligte kritische Ausscheidung von Fremdstoffen. Wenn wir diese Erscheinungen aber nur bei manchen Menschen beobachten, so fragt es sich, aus welchem Grunde beobachten wir sie nicht bei allen? Schon oben habe ich erwähnt, dass wir mit dem Schweiss dieselbe Erfahrung machen. Bei manchen ist er da, bei anderen nicht. Dies liegt in dem verschiedenen Grade der Lebenskraft. Da, wo der Körper noch über einen grösseren Vorrat von Lebenskraft verfügt, schafft er, wenn die Krankheitsstoffe auf den natürlichen Ausscheidungsorganen nicht alle zur Ausscheidung gelangen, sie in Form von Geschwüren auf die äussere Haut. Besitzt der Körper aber nicht mehr ein so hohes Maass von Lebenskraft, um solche Krisen vollziehen zu können, sei es, dass er durch Medikamente geschwächt ist oder auch erst während der Krise geschwächt wird, sei es, dass er durch naturwidrige Lebensweise dahin gelangt ist, was geschieht dann? Auch in diesem Falle finden noch Zusammenziehungen und Zusammenballungen der Krankheitsstoffe, genau wie vorher beim Geschwür, statt, nur hat der Körper dann nicht mehr die dazu erforderliche Lebenskraft, um diese Zusammenziehungen auf die äussere Haut zu schaffen und durch ein Geschwür zu beseitigen. Wohl bilden sich auch jetzt noch bei diesen Zusammenziehungen zunächst harte Stellen, aber ohne Schmerzen, die später in harte oder weichere Knoten übergehen, dann aber reicht zur weiteren Beförderung jenes Heilbestrebens die Lebenskraft nicht mehr aus, der Prozess bleibt in einem unvollendeten Stadium stehen, und statt des Geschwürs haben wir jetzt einen sogenannten Knoten. Dieser ist also nichts weiter, als ein unentwickeltes Geschwür, d. h. in einem Haufen zusammengezogene Krankheitsstoffe, welche der Körper in manchen Fällen sogar einkapselt. Besitzt der Körper noch viel Lebenskraft, so bringt er diese Knoten noch bis dicht unter die Haut. Wir können sie dann am Halse und auch an vielen anderen Stellen oft massenweise deutlich fühlen und sehen. Wo die Lebenskraft dagegen nicht mehr ausreicht, um den Prozess so weit zu fördern, bilden sich solche Knoten auch schon im Inneren des Körpers, und so finden wir sie denn als sogenannte Hämorrhoidal-, Tuberkel- und Krebsknoten im Leibe. Das ist die bis jetzt rätselhaft gebliebene Entstehungsweise der verschiedenen Knotenbildungen im Körper, für die man bis jetzt vergeblich nach einer Erklärung gesucht hat. Gelingt es uns, durch irgendwelche Mittel die Lebenskraft des Körpers zu erhöhen, so werden wir auch sofort eine Veränderung an den Knoten wahrnehmen. Schon früher hat man bei der Wasserbehandlung zahlreiche Geschwürsbildungen beobachtet. Der Körper wurde durch diese Behandlungsweise, wie sie auch heute noch von Seiten der alten Naturheilkunde angewendet wird, wieder soweit in seiner Lebenskraft gestärkt, dass er den unvollendet gebliebenen Vorgang von Geschwürsbildungen, woraus die Knoten entstanden, jetzt von neuem weiter fortsetzen konnte, wodurch es dann wieder zur Bildung von Geschwüren kam. Das ist die Erklärung, der bei dieser Wasserbehandlung so vielfach vorkommenden kritischen Geschwür- und Pickelbildung. Da, wo wir die Lebenskraft im Körper in noch grösserem Maasse, als es durch diese Methoden möglich, beeinflussen und heben können, gelingt es uns sogar, die Knoten auch direkt zur Zerteilung und Auflösung zu bringen. Bewerkstelligen wir dann eine genügend schnelle Ableitung dieser zerteilten Stoffe nach den natürlichen Ausscheidungsorganen, wie dies durch meine ableitenden Bäder möglich ist, und führen wir dem Körper vor allen Dingen keine weiteren Krankheitsstoffe durch die Nahrung zu, so kommt es nicht mehr zu der lästigen Geschwürsbildung auf der Haut, sondern die Knoten zerteilen sich und lösen sich im Innern genau wieder so auf, wie sie sich ursprünglich gebildet haben. Durch die frühere ältere Wasserbehandlung kam es wohl auch wieder zur Auflösung von Knoten, indessen es fehlte die zielbewusste Ableitung der Fremdstoffe, und so stellten sich meist dort, wo der Körper noch die dazu erforderliche Lebenskraft besass, Geschwürs- und Pickelbildungen ein, die bei meiner Behandlung so gut wie ganz fortfallen. Es ist mir gelungen, die Ableitung der Fremdstoffe in natürlicherer und schnellerer Weise zu bewirken. So haben wir gesehen, dass die Tuberkelknoten nichts anderes sind, als unentwickelte Geschwüre, die mit allen andern Knotenbildungen im Körper die gleiche Ursache haben. Weshalb sich aber die Knoten bei dem einen hier, beim andern dort im Körper vorfinden, hängt einzig und allein von der Verschiedenartigkeit der Belastung ab. Jetzt, wo wir die Entstehungsweise und das wahre Wesen aller Knoten, also auch der Tuberkelknoten, kennen gelernt haben, ist uns auch der Weg zu ihrer Beseitigung vorgeschrieben. Wir werden uns jetzt selbst sagen, dass ein Herausschneiden der Knoten, wie es bei der Schulmedizin üblich ist, das verkehrteste Mittel zu ihrer Heilung sein muss. Wird doch dadurch nur die äussere Erscheinung, niemals aber die Ursache der Knoten beseitigt! Heilen lassen sich diese Knoten nur durch Stärkung der Lebenskraft, wodurch der Körper dann von selbst in den Stand gesetzt wird, die Knoten zur Ausscheidung zu bringen. Bei der Eigentümlichkeit der Lebenskraft im Körper und den Bedingungen des Lebens lassen sich solche Knoten, selbst in verkalktem Zustande, genau auf ihrem Entstehungswege wieder zurück bilden und bis zur vollen Ausscheidung aus dem Körper bringen, was freilich ein mitunter jahrelanges Fortsetzen meiner Kur erheischt.

Die aus dem Gärungsprozesse hervorgegangenen Fremdstoffe nehmen nicht immer die gleichen Wege, und so geschieht es, dass bei dem einen zuerst die Lungenspitzen angegriffen werden, bei dem anderen dagegen die Gärungsmassen mehr in der Mitte oder vorn in die Höhe steigen und Asthma, sowie Katarrhe oder Entzündungen der Luftwege aller Art erzeugen. Eine Entzündung der letzteren ist überhaupt bei den meisten Lungenleidenden, wenn auch vielfach im latenten Stadium, vorhanden.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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